Ich erzähl dir mein Essen…


Pärchenabend

Manche Erfahrungen bleiben einem nicht erspart, die muss man einfach selber machen. Auch wenn das nicht unbedingt bedeutet, jede zweifelhafte Brühe am eigenen Leib testen zu müssen, bevor der Prädikatswein richtig schmeckt. Besser ist es in jedem Fall, wenn eine gewisse Vorauswahl das Trinken erleichtert. – Weinfreunde in Köln genießen diesen angenehmen Luxus, wenn Torsten Goffin zur Verkostung ins Marien Eck lädt. Am Sonntag hieß es dort  Deutschland sucht den Superwein, und wir haben uns richtig Mühe gegeben, ihn zu finden. Alle Weine wurden ohne Körperdouble getestet.

Nach einem feinen Sekt aus Württemberg, der nicht nur nach der traditionellen Methode, sondern auch aus typischen Champagner Reben hergestellt wird, wurde es spannend. Die Idee dabei: zwei Gläser begleiten den ambitionierten Trinker durch den gesamten Abend. Immer wieder heißt es Paare vergleichen, ohne aufs Etikett zu sehen. Marco schenkt mit verhüllten Flaschen aus. Dazu gibt es Informationen von Torsten. Seine Hinweise erleichtern das Schmecken und führen früher oder später auf die richtige Spur.

Wir fangen mit Grauburgunder und Weißburgunder aus der Pfalz an und ich denke noch, dass die beiden Tropfen schon verdammt nahe beieinander sind. Doch danach wird es nicht leichter. Viele Paare sind sich erstaunlich ähnlich, auch wenn ein Blick auf das Etikett vielleicht größere Unterschiede nahegelegt hätte. Eine Scheurebe sollte man doch deutlich von einem Sauvignon Blanc unterscheiden können, denke ich, bis ich beides nebeneinander im Glas habe. So kann man sich täuschen. 

Während wir im Blindflug Paare vergleichen, erzählt Torsten, was den Wein so spannend macht. Der Blogger und Weinliebhaber kennt sich wirklich aus und er teilt seine Freude mit uns. Zurecht ist er auf sein Mannwerk stolz, die Riesling Spätlese “Alte Reben”, die er höchstpersönlich aus dem Weinberg geholt und auf dem eigenen Rücken in den Keller getragen hat. Sowas kann man nicht kaufen, aber die Idee und die Leidenschaft kann man durchaus schmecken.

Morgens hingen sie noch an der Mosel rum. Abends liegen sie in Ehrenfeld auf dem Tisch.

Torsten weist darauf hin, dass die Ähnlichkeit der Paare auch mit der Qualität des Weins zu tun hat. Wir trinken hier auf richtig hohem Niveau und der Stoff steigert sich sogar über acht Runden hinweg.

Je tiefer wir in die Materie eindringen, desto hungriger verspeise
ich die Leckereien, die vor mir aufgetischt werden. Das dunkle
RinderWildschweinragout schmeckt mir dabei am besten. Zum Schluss fließt eine bernsteinfarbene Riesling Auslese vom Mittelrhein ins Glas, wieder ohne Konkurrenz, wie schon der Sekt zu Beginn. Insgesamt untersuchen wir gewissenhaft 18 verschiedene Weine von zwölf Rebsorten, aus zehn deutschen Weinbau Regionen und fünf Jahrgängen. – Puh!

Zur stattlichen Anzahl von Weinen gibt es vernünftigerweise etwas Gutes zu Essen.

Während der Abend blitzartig vergeht, sitzen wir einige Stunden zusammen. Am Ende bleibt bei mir ehrliches Erstaunen und helle Begeisterung. Ich versuche die Aromen irgendwo zu speichern und weiß doch, dass dies nur durch ständiges Wiederholen möglich ist.

Für Deutschen Wein hätte bei mir persönlich niemand werben müssen. Auch wenn ich länger nachdenke, fallen mir nur wenige Errungenschaften aus meinem Heimatland ein, die mich in ähnlicher Weise überzeugen. Obwohl ich ganz sicher auf eine längere Geschichte zurückblicken kann, die mich mit deutschem Wein verbindet, habe ich noch einmal ein neues Bild gewonnen. Die ebenso liebevoll wie kenntnisreich arrangierte Weinprobe und die angenehme Atmosphäre im Marien Eck haben richtig großen Spaß gemacht. – Vielen herzlichen Dank!

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