Ich erzähl dir mein Essen…


Traditionsbruch


Wer backt schon selber Weckmänner? Eigentlich sollte Sankt Martin die leckeren Brotkerle vom Pferd herunterreichen. Oder wenigstens der Hausmeister einer Grundschule sollte sie aus einer Kiste verteilen. Bei solchen Aktionen werden aber Schulkinder ganz offensichtlich bevorzugt, diesen Verdacht hege ich schon lange. Daher bleibt mir praktisch nix anderes übrig, als selber zur Tat zu schreiten.

Die leckeren Kerlchen bestehen aus Hefeteig, mit 500 g Mehl der Type 505, 1 Tl. Salz, 30 g Hefe, 4 El. Zucker, 2 El. Butter, 1 Ei und Milch nach Gefühl. Gebacken wurden sie 30 min. bei 180° C.

Die Martinsfeiern gehören mit zu den schönsten Erinnerungen meiner Kindheit. Im Kölner Raum ist das Brauchtum um den heiligen Martin besonders ausgeprägt. Früher haben wir mit Feuereifer Laternen gebastelt. Dann sind wir hinter einem Mann auf einem Pferd hergelaufen, der wie ein römischer Legionär aussah und einen roten Umhang um seine Schultern gelegt hatte. Hinterher gingen wir in Gruppen von Haus zu Haus, um Martinslieder zu singen. Da ich es gerade erzähle, fällt mir auf, dass mir heute auch dieses harmlose Vergnügen verwehrt ist, bloß, weil ich erwachsen bin. Muss mal überlegen, ob ich nicht doch heute abend bei meinen Nachbarn singen gehe…?


7 Antworten zu “Traditionsbruch”

  1. Versuchs doch einfach. Anstelle von Weckmännern wird man Dir vielleicht ein Glas Wein reichen.

  2. Mein Mann sagte just heute morgen zu mir, er möchte einen Weckmann haben. Könnte ich ja mit Deinem Rezept mal selber machen.
    Dafür muss er aber mindestens ein Lied singen ;o)).
    VG,
    Claudi

  3. @lamiacucina: Hast recht, ich werde gleich nach dem Wein fragen!
    @Claus: Ich bin mir relativ sicher, dass es hier noch Weckmänner für die Kinder gibt. Im Nachbarort habe ich es vor ein paar Jahren noch gesehen. Die Martinstradition ist im Kölner Raum aber auch wirklich wichtig.
    @Claudi: Nur zu! Dann macht Ihr hinterher gemeinsam einen Laternenumzug :o)

  4. Mal abgesehen davon, dass ich auch so heiße wie der Patron und mein Bauch langsam ähnlich aufgeht wie bei den Kerlen im Bild, sind für mich Weckmänner für mich auch ein unvergesslicher Kindheitsbestandteil.

    Die hatten doch immer noch diese hygrskopischen weißen Pfeifen, an denen die Zunge kleben blieb, wenn man versuchte, die Teigreste abzuknabbern?

    Komisch an was man sich so erinnert… 😉

  5. Ja, die weißen Pfeifen fanden wir wohl alle immer klasse. Vor ein paar Jahren habe ich mal im Internet danach gesucht und festgestellt, dass man sie irgendwo in einem Versand für Hobbybäcker bestellen konnte. Ich hab's dann aber nicht gemacht, weil es dann doch nicht so interessant fand. Selbst in meiner Kindheit hab's ja schon Bäckereien, die von Pfeife auf Lolly umgestellt hatten.

  6. Hier in Zürich feiert nur die katholische Kirche einen klitzekleinen Martinsumzug ohne Pferd. (Snüff) Im Zwingliland gibt es aber von den Schulen organisierte "Räbelichtliumzüge". Die Kinder erhalten von der Schule weisse runde Rüben (Navets), fleissige Kinder und Mütterhände basteln daraus Laternen und gehen damit Klassenweise in der Dunkelheit spazieren und singen. Alle Klassen treffen sich anschliessend im Schulhof. Jedes Kind das seine Räbe zeigt, erhält eine Wurst und ein Getränk. Erwachsene gehen leer aus.
    (Ich glaub ich back uns dieses Jahr Weckmänner – nur für uns Erwachsene – mit Tonpfeife aus dem Speicher!).

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