Ich erzähl dir mein Essen…


Die moderne Miesmuschel und ihre Anwendung

Die Welt der Muscheln ist nicht mehr das, was sie einmal war. Abgesehen davon, dass Miesmuscheln nach meinem Eindruck immer beliebter werden, hat sich auch der Umgang damit etwas verändert. Klar, die Sache mit den R-Monaten ist Folklore. Wenn wir wollen, dürfen wir auch im Mai oder Juni Muscheln essen, das weiß inzwischen jeder. – Und wenn man das gar nicht will? Ja, dann freut sich die kleine Rheinländerin eben auf den Beginn der Muschelsaison, wie in jedem Jahr! Im Sommer genießen schließlich andere Dinge den Vorrang, wie Erdbeeren, Eiscreme oder Grillwürstchen. Jetzt ist Muschelsaison!

Mittlerweile kommen die meisten Muscheln in verschweißten Plastikschalen in die Haushalte. Der Verkauf von loser Ware findet zwar immer noch statt, ist aber inzwischen eher selten. Allgemein sind die Miesmuscheln sauberer als früher und müssen nicht mehr geschrubbt werden. 

Für diese Muscheln, die mit einem Sauerstoffgemisch unter Folie eingeschweißt werden, gelten die alten Hausfrauenregeln nicht. Wer noch im Gedächtnis hat, dass offene Muscheln tot seien und in den Müll gehörten, hätte ein Problem. Sobald die Schutzfolie entfernt wird, schnappen diese Muscheln erst einmal nach Luft. Das heißt, die Schalen sind alle leicht geöffnet. Man sollte die Muscheln unter fließendem Wasser abspülen und die beschädigten aussortieren. Wer noch Zweifel an der Vitalität hat, kann die Muscheln ein wenig drücken oder auf die Schale klopfen. Nützliche Informationen dazu findet man bei den Föhrer Muscheln. Nach wie vor gilt aber, dass Muscheln, die nach dem Kochen noch geschlossen sind, aussortiert werden sollten.

Im Außenbereich wurde ebenfalls nachhaltig renoviert. Mir scheint, dass sich die klassisch rheinische Beilage, das gebutterte Schwarzbot, immer weniger durchsetzen kann. Wer nimmt schon Schwarzbrot, wenn er Fritten haben kann? – Na, eben!

Hier gibt es jetzt eine winzig kleine Abweichung, die aber nicht wirklich schlimm ist. Die frittierten Schweinereien der vergangenen Tage gingen an die Ölreserven. Doch bevor ich auf den klassischen Begleiter zu rheinischen Miesmuscheln, zurückgreife, komme ich zur Besinnung. Kartoffeln schälen, in Spalten schneiden und mit etwas Olivenöl bei 180° C in den Backofen geben, bis sie goldbraun sind. Zwischendurch mal wenden und mit dem herabgelaufenen Öl benetzen. Salzen unbedingt erst zum Schluss! Nebenbei rühre ich eine Mayo an, wie sie in Belgien zu Moules frites gereicht wird, schön säuerlich abgeschmeckt, in diesem Fall mal mit Sherryessig. 

Die Muscheln bereite ich so einfach wie möglich zu, denn so schmecken sie mir am besten. In den Sud  kommen Meersalz, Zwiebeln, Stangensellerie, Möhren, Knoblauch und sonst nix. Volle Pulle aufdrehen! Die gewaschenen Schalentiere in den Topf schütten und den Deckel auflegen. Nach wenigen Minuten haben sich alle Schalen geöffnet. Dann sind die Muscheln noch ganz zart und schmecken am besten. Mit jeder weiteren Minute geht das Aroma zurück und das Fleisch wird fester. Ab einem gewissen Punkt (zu Hause nie erreicht, aber schon öfter in Kneipen erlebt) werden die kleinen Biester sogar leicht zäh. Also, runter vom Herd und ab damit, auf den Teller! Oder direkt aus dem Topf futtern, wie es in belgischen Gaststätten üblich ist.

Was darf auf gar keinen Fall fehlen? – Die Mayo!



Was fehlt hier offensichtlich? – Das Bier!



Na gut, die Muschelsaison dauert ja noch eine Weile…

Die Muscheln auf dem Foto kamen übrigens aus den Niederlanden.

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