Unaussprechlich und ohne Russenknall
Irgendwie habe ich geahnt, dass dieser |
Eines Tages wurde mein Verlangen nach einem schönen Borschtsch übermächtig und ich hatte keine Ahnung in welche Richtung der Appetit mich treiben würde. Wie muss richtiger Borschtsch beschaffen sein? Kommen da bestimmte Gewürze rein? – Woher soll ich das wissen? Borschtsch ist quasi unaussprechlich und auf alle Fälle russisch, oder nicht? Wer sich für russische Küche interessiert, hat einen Russenknall, meint Wladimir Kaminer, und der muss es bekanntlich wissen. Auf mich kann das kaum zutreffen, denn ich interessiere mich ja nur für einen schönen Borschtsch.
Eine liebe Freundin aus dem Internet wusste es besser. Sie war im Osten aufgewachsen, wies mich auf Varianten wie polnischen Barszcz oder ostpreußischen Beetenbartsch hin und schickte gleich ein paar Rezepte. Offenbar fährt ganz Osteuropa auf die Suppe ab und es gibt nicht nur dort einen Borschtsch-Gürtel, sondern es gab früher sogar einen Borschtsch-Belt in New York.
Der unaussprechliche Name geht auf das slawische Wort für Bärenklau zurück, das wohl im Mittelalter unbedingt in einen amtlich korrekten Borschtsch gehörte. Heute sind die Zeiten liberaler und ganz allgemein isst eigentlich kaum wer Bärenklau. Ich las mich kreuz und quer durchs Internet und entschied mich am Ende für die Ukraine. Dort kennt man sich ganz sicher mit Borschtsch sehr gut aus und man bereitet ihn als kräftigen Eintopf mit sehr viel Gemüse zu. Genau so wollte ich es machen, wenn auch ohne Rezept. Das Ergebnis war genau das, worauf ich so großen Appetit gehabt hatte.
Jetzt habe ich die knallrote Suppe zum zweiten Mal gekocht, wieder ohne genaue Mengenangaben.
Mein Borschtsch
1. Zunächst eine kräftige Rindfleischsuppe kochen. Suppenfleisch mit Knochen, Möhren, Sellerie und den dunkelgrünen Teilen vom Lauch, Knoblauch und Lorbeerblättern kalt aufsetzen und mindestens zwei Stunden sanft ziehen lassen. Alles durch ein Sieb schütten und die Brühe auffangen. Die Brühe mit Salz abschmecken. Das Fleisch in Stücke schneiden.
2. Mehlig kochende Kartoffeln schälen, in Stücke schneiden in der Brühe gar kochen.
3. Rote Bete kochen und in kleine Stücke schneiden.
4. Zwiebeln schälen und in Streifen schneiden, Weißkohl vierteln und in Streifen schneiden. Zwiebeln mit etwas Salz in Öl anschwitzen. Weißkohl und Tomatenmark hinzufügen und alles zusammen schwitzen lassen. Kümmel und schwarzen Pfeffer im Mörser zerkleinern und hinzufügen.
5. Fleischbrühe auf den geschmorten Weißkohl gießen, Rote Bete und Fleisch hinzufügen. Eventuell mit Wasser oder Gemüsebrühe verlängern. Mit Salz und Zitronensaft abschmecken.
6. Mit Crème fraîche und viel frischem Dill servieren.