Ich erzähl dir mein Essen…


Rezept und Fragen zur Tomatonaise

Ich bin ein Tomatentalent

Tomaten aus dem Garten 2018 | pastasciutta.de

Meine Zucchini werden nix. Nach der Blüte stellen sie ungefragt
den Betrieb ein. So sieht es in meinem Garten nämlich aus. Salat wächst so langsam, dass ich vor Weihnachten weder Essig noch Öl brauche. Kohlrabi und Petersilie fielen den bösen und niederträchtigen Nacktschnecken zum Opfer. – Aber Tomaten, Junge, Junge!

Mein gärtnerisches Talent konzentriere ich voll und ganz auf
Solanum lycopersicum. Schon im dritten Jahr jetzt habe ich auf dem Wochenmarkt
ein paar Pflänzchen erstanden und im Garten drei Kübel mit billiger Blumenerde
aufgestellt. An der Unterseite der Kübel habe ich große Löcher gebohrt, die
durch Fließ bedeckt werden. Darauf befindet sich eine Schicht (total
unbenutztes) Katzenstreu als Drainage und eine zweite Schicht aus eben jener
billigen Blumenerde. Die Tomaten lieben das! Praktisch den ganzen Tag haben sie
pralle Sonne. Auch wenn das in diesen Tagen sicherlich nix besonderes ist.

Beim Salat stellte ich irgendwann fest, dass die
billige Blumenerde wohl ein Fehler war, denn das Wasser schien immer einen Weg
an der Pflanze vorbei zu finden, der so schnell wie möglich aus dem Kübel
hinaus führte. Tomaten sind in dieser Hinsicht unerschrocken, denn sie wachsen
sogar auf Steinwolle. Irgendwie haben sie sich also auch mit meinem
Wohnraumangebot arrangiert. Und sie danken mir dafür.

Warum kleiner manchmal besser ist

Eigentlich sollten alle drei Pflanzen Cherrytomaten
produzieren. Stattdessen ernte ich drei verschiedene Größen. Für die
kleinen Cherrytomaten habe ich mich jetzt zum dritten Mal entschieden, einfach wegen des Wetters. Ein trockener Sommer, wie wir ihn derzeit erleben, war nicht vorhersehbar. Und da ich kein Tomatenhaus habe, würden die Pflanzen in einem ganz normalen rheinischen Sommer reichlich Wasser aufs Haupt kriegen. Man sagt, das mögen sie generell nicht so. Allerdings war meine Überlegung eher, dass große Tomaten etwas länger am Strauch hängen und daher auch mehr Wasser abbekommen. Die Gefahr, dass sie aufplatzen ist also höher und mit Cherrytomaten habe ich auch diesbezüglich gute Erfahrungen gemacht. Geplatzt ist auch im verregneten Sommer 2017 kaum etwas. Dass die Bedingungen in diesem Jahr nun eher wüstenmäßig ausfallen, konnte keiner ahnen. Umso besser also, dass ich neben den
kleinen Tomaten auch große und mittlere pflücke.

Wohin mit den Tomaten?

Wie auch in den vergangen Jahren tragen die Pflanzen
reichlich Früchte. Ich bin ein Tomatentalent und ich werde mit einer üppigen Ernte belohnt. Wohin also mit dieser ganzen Pracht? Ich meine, es gibt schlimmere Schicksale als eine reiche Tomatenernte. Aber man will die leckeren Tomätchen ja auch nicht verschwenden.

Es haben sich in diesem Sommer drei Lieblingsrezepte
herauskristallisiert, die besonders schnell, unkompliziert und hitzetauglich
sind. Vielleicht stelle ich die beiden anderen auch noch hier vor. Aber die
folgende Sauce ist mein persönlicher Favorit.


[Werbung ohne Auftrag] Sie geht auf einen wunderschönen Restaurantbesuch bei José Avillez im Frühjahr 2017 zurück. Man kommt in Lissabon an Avillez kaum vorbei, denn er besitzt zahlreiche Restaurants in der portugiesischen Hauptstadt, unter anderem das mit zwei Sternen ausgezeichnete Belcanto. Weil es rein physisch kaum möglich ist, drei Tage durch Lissabon zu laufen und noch irgendwo im Magen oder angrenzenden Organen Platz für 5 Gänge zu finden, entschieden wir uns für die, wie wir dachten, kleinere Lösung und landeten in der Cantinho do Avillez, nur ein paar Schritte entfernt. Tatsächlich ist die Atmosphäre angenehm locker, der Service superfreundlich und die Küche ganz frisch und akkurat, ein Ort zum Wohlfühlen. Das zu Beginn gereichte Brot kommt mit einer feinen roten Sauce in einem Emailtässchen, die herzhaft nach Knoblauch schmeckt.

Weil ich das Rezept zunächst nicht im Internet fand, habe ich
also zu Hause rumprobiert und ein oder zweimal Tomaten in den Mixer geworfen, bis ich etwas ähnlich Fruchtiges zustande brachte, das käftig nach Knoblauch schmeckt. Inzwischen fand ich ein Rezept des Meisters und kann sagen, warum seine Sauce feiner ist. Er verwendet deutlich weniger Öl als
ich. Stattdessen greift er, wie wir es von der Gazpacho kennen, zu
eingeweichtem Brot. Dies also ein Hinweis für alle, die es gerne ganz original
wollen. Allerdings scheint mir das Rezept im Netz nicht ganz ehrlich in Bezug
auf den Knoblauchgehalt. Gerade die kräftige Knoblauchnote hat mir das kleine Sößchen so ins Gedächtnis gebrannt. Anderthalb Zehen auf 750 g Tomaten hätte ich nach 5 Sekunden wohl schon vergessen.

Cantinho do Avillez, April 2017 |pastasciutta.de

Mein Versuch einer Nachahmung endete mit der Erkenntnis,
dass vegane Mayo auch ganz ohne Soja möglich ist. Es ist schlicht und
ergreifend so, dass die Zutaten in diesem Rezept emulgieren und sich auch nicht sofort wieder trennen. Möglicherweise funktioniert das noch etwas besser, wenn man den Ölanteil reduziert. In diesem Fall bietet
sich sogar an, die Sauce bei Tisch mit ein paar Tropfen vom richtig Guten zu
toppen. Das Rezept ist eine Einladung an alle, damit zu experimentieren!

Die Tomatonaise geht praktisch mit allem, schmeckt bei jeder
Gelegenheit und kann als Beitrag zur Verbesserung der Welt angesehen werden.

Tomatonaise, ohne Ei, Milchprodukte, Soja | pastasciutta.de

Tomatonaise


Zutaten:

für ca. 250 ml 

150 g Cherrytomaten

100 ml Sonnenblumenöl

Salz

1 Msp. Madras Curry

1 dicke, frische Knoblauchzehe

1 TL Akazienhonig

1 Spritzer Sriracha

Die Tomaten waschen und abtropfen lassen. Alle Zutaten zusammen im Standmixer oder mit einem Mixstab in einem hohen Becher zu einer Sauce mixen. Eventuell abschmecken.

 

Geschmackszutaten wie Honig oder Sriracha können natürlich nach Belieben getauscht werden. 

Der Ölanteil lässt sich auch reduzieren. Die fertige Sauce in diesm Fall mit gutem Olivenöl servieren!

 
Lammhüfte, Rösti, Zucchini, Tomatonaise | pastasciutta.de
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