Die Zeit ist wieder reif für Ähzezupp
Im Rheinland und in der Welt zu Hause
Wann habe ich eigentlich vergessen, wie gut Erbsensuppe schmeckt? Auf einer abstrakten Ebene muss ich es immer gewusst haben. Aber gerade fiel mir auf, dass ich wirklich seit ewigen Zeiten keine Erbsensuppe mehr gekocht habe. Und dann änderte sich plötzlich alles. Der blubbernde Eintopf stand auf dem Herd, ein feiner Duft zog durch das Haus und eine Erinnerung kroch herauf. – Ja, so muss das klingen und genau so muss das riechen!
Erbsensuppe ist mehr als nur Eintopf
Als junger Mensch wählte ich die Erbsensuppe einst als eines meiner ersten Versuchsfelder am Herd. Irgendwie war ich der Ansicht, bei meinen Eltern zu wenig davon bekommen zu haben, und so ein Eintopf schien allerhand Vorteile zu bieten. Ganz sicher wird man gut satt von Erbsensuppe, sie ist preiswert und kinderleicht zu machen. Und sie schmeckt so gut, dass man immer weiter davon essen könnte.
Eigentlich ist Erbsensuppe aber noch viel mehr. Zumindest ist sie mehr als die Summe ihrer Zutaten. Der graugrüne Sattmacher enthält als besondere Zutat ein paar Heimatgefühle. – Wo auch immer man zu Hause sein mag. Das Erstaunliche ist, dass diese Mahlzeit, die für mich so ur-rheinisch schmeckt, anderswo ganz eindeutige Erinnerungen nach Skandinavien, nach Holland oder Kanada weckt. Und das, obwohl die Zubereitungen sich höchstens in Details unterscheiden. Split Pea Soup oder Erbsensuppe ist in vielen Teilen der Welt zu Hause.
Nur bei mir kam die leckere Ähzezupp, wie sie bei uns im Rheinland heißt, im Laufe der Jahre immer seltener auf den Tisch. Was der Grund dafür sein könnte, ist mir wirklich schleierhaft. Obwohl nicht von der Hand zu weisen ist, dass Erbsensuppe mit meinem bescheidenen Talent echt schwierig zu fotografieren ist. Möglicherweise könnte das also eine Rolle gespielt haben. (Pssst! Großes Geheimnis: Als Foodblogger ist man quasi dazu verpflichtet, nur schöne Sachen zu essen.) Wie auch immer es also dazu gekommen sein mag, dass ich mich selber vom Nachschub abgeschnitten habe, ich erkläre diese Phase ab sofort für beendet. Die soupe aux pois kommt jetzt wieder öfter auf den Tisch des Hauses!
Eigentlich ist Erbsensuppe so kinderleicht zu machen, dass man gar kein Rezept dafür braucht. Vor allem gibt es kein Richtig oder Falsch, denn alles ist nur eine Frage des Geschmacks. Ich persönlich mag meine Erbsensuppe eher flüssig und nicht so, dass der Löffel darin stehen bleibt. Auch besonders fett möchte ich sie nicht haben. Wer das im Hinterkopf behält, kann mein Rezept ganz leicht dahin gehend abwandeln. Andere Erbsensuppen schmecken nämlich auch ganz gut.
Für meine Erbsensuppe gelten 4 Regeln:
- Mehr ist mehr: Richtig viel Gemüse und zwei Sorten Fleisch (z.B. Speck und Würstchen, Kassler und Fleischwurst) geben Geschmack
- Nur gute Sachen rein: Die Qualität der Zutaten macht den Unterschied! Aromatisches Gemüse und gute Fleischwaren wählen.
- Geschwitzt wird woanders: Für meine Erbsensuppe werden die Zutaten nicht angebraten oder angeschwitzt.
- Aufgewärmt schmeckt besser: Einmal vollständig abkühlen lassen und wieder aufwärmen, bringt zusätzlichen Geschmack. (Bei mir ist an dieser Stelle Schluss. Viele Leute mögen Eintopf auch noch ein zweites oder drittes Mal aufgewärmt.)
Rezept: Meine Rheinische Erbsensuppe / Ähzezupp
Zutaten für 4 Personen:
250 g gelbe Schälerbsen 1 Zwiebel, ca. 100 g 1 dicke oder 2 mittlere Knoblauchzehen 2 Möhren, ca. 200 g 1 mehlig kochende Kartoffel, ca. 200 g 1 Stück Knollensellerie, ca. 100 g 1 mittelgroße Stange Lauch evtl. Gemüsebrühe, ungesalzen 2-3 Lorbeerblätter Thymian Bergbohnenkraut (Sariette) schwarzer Pfeffer aus der Mühle ca. 100 g durchwachsenen, geräucherten Speck, möglichst 2 Brühwürstchen (oder Kasseler oder Fleischwurst…) Salz | Die Erbsen mit ca. 1 Liter kaltem Wasser in einem großen Topf aufsetzen. Die Zwiebel und den Knoblauch schälen, fein würfeln und zu den Erbsen geben, während die Erbsen heiß werden. Die Möhren und die Kartoffel schälen und in erbsengroße Würfel schneiden. Den Sellerie schälen (eventuell das zähe Zeug in der Mitte entfernen) und ebenfalls in erbsengroße Würfel schneiden. Beides in die Suppe geben. Den Lauch von dem Wurzelende, den äußeren Schichten und welken Stellen befreien. Die Stange längs aufschlitzen und unter fließendem, kaltem Wasser waschen. Die dunkelgrünen Teile längs halbieren, quer in sehr feine Streifen schneiden und zu der Suppe geben. Mit Wasser oder Brühe aufgießen, bis alles schwimmt. Bei schwacher Hitze etwa eine Stunde sanft köcheln lassen. Ab und zu umrühren, damit nichts anbrennt.
In der Zwischenzeit den restlichen Lauch längs halbieren und Den Speck, die Lorbeerblätter, Thymian,
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