Ich erzähl dir mein Essen…


Hunger, Durst – und was sich dagegen tun lässt

Pastasciutta in New York City – Teil 3

Shake Shack Flatbush Ave Brooklyn | pastasciutta in NYC

Menschen, die zum allerersten Mal für einige Tage nach New York reisen und dort nur das beste Essen und die feinsten Getränke auswählen, bewundere ich. Schon lange vor meiner Reise war mir klar, dass es schwierig werden würde, wirklich alles zu sich zu nehmen, was man in New York essen und trinken muss. Meine Liste der verlockendsten Restaurants war endlos lang, und selbst, als ich versuchte einige zu streichen, nahm sie nicht wirklich eine zu bewältigende Form an. Das Fress-Vergnügen in dieser Stadt ist wirklich grenzenlos, und das Internet bombardiert einen während der Planung auch noch ständig mit neuem heißem Scheiß. Während die harmlose Touristin noch Pläne schmiedet, formiert sich in Manhattan oder Brooklyn schon eine Schlange vor einem neuen Lokal, in dem man unbedingt gewesen sein sollte.

Nachdem die Verpflegung im Flugzeug trotz meiner größten Skepsis nicht ekelhaft, sondern schmackhaft, aber ziemlich langweilig war, konnte ich mein erstes Essen in Brooklyn kaum erwarten. Nach der Ankunft im Hotel Indigo Brooklyn machten wir uns auf den Weg zu meinem ersten echten New Yorker Burger.

Burger mit und ohne Gedöns | pastasciutta in NYC

Shake Shack gilt derzeit als die beliebteste Burgerkette der Stadt und ist vor allem für Qualität bekannt. Das Fleisch besteht aus reinem Angus Beef und wird, falls nicht anders verlangt, medium gebraten. Die Restaurants schenken eigenes Bier aus den Tanks der Brooklyn Brewery aus, das mir ebenso vorzüglich geschmeckt hat, wie mein Burger, die Fritten und das Eis, das Frozen Custard heißt. Zwecks Verifizierung gingen wir an einem anderen Tag noch ein zweites Mal hin und ich versuchte ein Getränk, von dem ich schon immer wissen wollte, wie es schmeckt. – Manche Fragen bleiben besser unbeantwortet, denn beinahe hätte der Stoff mir das ganze Essen verdorben. Root Beer ist wohl eher etwas für Eingeweihte.

Erste Begegnung mit amerikanischer Esskultur | pastasciutta
Leckeres Bier aus der Brooklyn Brewery dazu | pastasciutta

Unter all den Food-Trends in New York stellt David Chang quasi eine eigene Kategorie dar. Wenn man in die Ostküsten-Metropole reist und unbedingt wissen möchte, was man auf gar keinen Fall verpassen darf, dann sollte man den Momofuku-Erfinder im Auge behalten. In der Planungsphase vor meiner Reise hatte Chang gerade das Fuku+ eröffnet und die ganze Stadt fieberte nach frittierten Hähnchenteilen.

Fried Chicken Sandwich, fuku+

In den Instagram-Bildern der New Yorker Foodies tauchte daneben wieder und wieder ein rätselhaftes Objekt auf, das Sichuan Pork Flat Bread genannt wurde. Ich hätte vor Neugier bis an meine Lebensende nicht mehr ruhig schlafen können, wenn ich das Schweinefleischbrot nicht probiert hätte.

David Chang's Sichuan Flat Bread | pastasciutta in NYC

Doch unmittelbar nach dem Verzehr hätte ich ganz sicher auch keine Ruhe gefunden, denn die fliegende Untertasse ist frittiert und darüber hinaus mit sehr fettigem, würzigem Sichuan Pork und Röstzwiebeln belegt. Während die Grünzeugauflage ein gewisses Volumen erzeugt, sorgt der Seidentofu für nachhaltige Sättigung. Auch wenn es sich um eine fabelhafte und sehr originelle, leckere Schweinerei handelt, hatte ich nach dem Genuss leichte Probleme, nicht komatös vom Barhocker zu kippen. Ein Eis in der Momofuku Milkbar, durch die man den Laden verlässt, war selbst beim besten Willen nicht drin.

Breakfast in Brooklyn | pastasciutta in NYC

Ähnlich sättigend war auch das Frühstück in unserem Hotel. French Toast, Pancakes, Quesadillas, Bratkartoffeln… Nachdem das erste Frühstück mit French Toast dazu führte, dass ich (eigentlich eine ernstzunehmende Frühstückerin!) schon nach einer viertel Portion kaum noch Luft bekam, schwenkte ich am zweiten Morgen auf die schlichte europäische Variante um und nahm Toast mit Butter und Gelee. Dazu einen amerikanisch-dünnen Kaffee, wie man ihn sonst in New York wahrscheinlich nur noch selten bekommt, der aber überraschenderweise auch ganz gut schmeckte.

Kulinarischer Höhepunkt des New-York-Trips war für uns ein Abend in der Grand Army Bar. Frische Austern und Fisch aus Long Island standen ganz oben auf meiner Wunschliste für die Reise, und hier konnten wir so richtig in diesen Genüssen schwelgen.

Gin Martini in der Grand Army Bar | pastasciutta in NYC

Die Austern werden mit Essenzen in Apothekerfläschchen serviert. Zwei von diesen Platten schafft man ganz locker, denn die Austern sind wirklich toll. Dazu nahm ich Gin Martini und Monsieur trank weißen Bordeaux.

Austern aus Long Island | pastasciutta in NYC

Littleneck Clams, Thai Chili, Cilantro, Garlic

Hamachi | pastasciutta in NYC

Tuna Confit | pastasciutta in NYC

Die Clams kommen mit Knoblauch und Koriander auf Eis und schmecken ebenfalls sehr frisch und lecker. Am besten gefiel uns der Hamachi (ebenfalls an Brooklyn vorbei geschwommen und vor der Tür gefangen, sagte man uns), der roh serviert und wahrscheinlich mit Miso angemacht wird. Für mich schmeckte es jedenfalls danach. Die dunkle und sehr gemütliche Bar macht große Lust darauf, bei lauter Musik, mit weiteren Cocktails noch mehr Köstlichkeiten zu bestellen. Wir probierten warmes Brot mit Algenbutter, Thunfisch Confit und zum Schluss noch einen warmen Ednussbutter-

Brownie.

Käme ich noch einmal nach Brooklyn, würde ich mindestens einen Abend in der Grand Army Bar verbringen. Bitte unbedingt die Bilder auf der Homepage ansehen, denn für meine Kamera war es leider viel zu dunkel! Inzwischen taucht der Laden auch in sämtlichen Listen der besten Bars der Stadt auf. Auf dieser Seite sind ein paar Fotos mit Tageslicht zu sehen. Man beachte die Eisrinne mit den Austern!

Sollte ich noch einmal nach Chinatown kommen, würde ich vorher einen Mandarin-Sprachkus besuchen oder, lieber noch, Barbara als Tourguide engagieren. Für wenige Minuten standen wir in einem äußerst verlockenden Lokal, das Dim Sum ganz stilecht in meterhoch gestapelten Dämpfkörbchen auf Servierwagen an die Tische rollt. Es gibt drei Schalter, an denen die Gäste sich anstellen und in der Mitte des Eingangsbereichs steht eine Frau auf einem Podest und macht Durchsagen durch ein Mikrofon. – Alles auf Chinesisch. Und in diesem ganzen, proppevollen, wahnsinnig lauten Lokal siehst Du kein einziges nichtasiatisches Gesicht. Irgendwie war klar, dass die Leute alle irrsinnigen Spaß hatten, aber, nachdem man uns auch komplett ignorierte, war ebenfalls klar, dass wir hier im Leben nichts zu Essen bekommen würden.

So  wechselten wir auf die andere Straßenseite zu Wong Kee, einem Lokal, das uns immerhin noch chinesisch genug erschien, aber gleichzeitig den Eindruck machte, dass Verständigung möglich sei. Viele ältere Chinesen saßen darin und aßen Congee mit frittiertem Brot. Im Eingangsbereich hingen gebackene Enten und der Lieblingsmann fühlte sich vom Hummer im Sonderangebot angesprochen. Wir nahmen Nudelsuppen mit gebackener Ente und mit Fischklößchen, außerdem natürlich einen frittierten Hummer mit Frühlingszwiebeln.

Roxbury Mountain Maple Syrup auf dem Union Square Green Market

Ein kulinarisches Souvenir nahm ich auf dem Union Square Green Market mit. Das ist ein ziemlich beeindruckender Wochenmarkt mit Grünzeug aus der Region und Fisch quasi direkt vom Kutter, mitten in der Stadt. Schon zu Hause hatte ich mir überlegt, dass ich gerne mal richtig guten Ahornsirup probieren wollte und glücklicherweise die Hersteller dieser Köstlichkeit im Internet entdeckt. Roxbury Mountain Maple Syrup wird auf natürliche Weise in Hobart NY, also gerade mal rund 100 km von der Stadt entfernt, hergestellt. Am Stand gibt es einen netten Plausch, Zuckerwatte aus Ahornsirup, Brotaufstrich und verschiedene Ahornsirups, von Hell bis Dunkel. Das freundliche Paar lässt bereitwillig alles probieren und der nette Mann macht schräge Witze über die DNA-Spuren, die er auf den Plastiklöffeln sammelt. Zu meiner Überraschung schmeckte der intensivere, dunkle Sirup am besten.

Pizza in der Nachbarschaft | pastasciutta in NYC

When in Rome… Wie es die Einheimischen mit dem Essen halten, finde ich auf Reisen grundsätzlich immer interessant. Unsere ganze Nachbarschaft in Brooklyn bevölkerte schon vormittags einen kleinen Pizzaladen in der Nähe des Hotels. Die Menschen wurden durch den köstlichen Duft ebenso angezogen wie durch die konkurrenzlos günstigen Preise. Für 2,75 $ gibt es zwei Riesenstücke Pizza und ein Getränk. Und so quetschten wir uns zum Mittagessen mit auf die Bank, um Pizza mit Limo zu verdrücken. Und nein, die karierte Hähnchenpizza mit Barbequesauce habe ich nicht bestellt.

The Magnolia Bakery | pastasciutta in NYC

Vor dem Konzert im Madison Square Garden hatte ich gerade noch ein bisschen Zeit, um in Chelsea herumzulaufen. Die mörderischen Distanzen in dieser Stadt machen es aber schwierig, in wirklich kurzer Zeit viel zu sehen. So entdeckte ich den sehr verlockenden Gansevoort Market, schaffte es aber nicht mehr zum Chelsea Foodmarket. Nur ein kleiner Schlenker zur Magnolia Bakery war noch drin. Und so teilten wir uns ein winziges Becherchen von dem zurecht sehr berühmten Banana Pudding.

Zufällig liefen wir an Beechers Cheese vorbei. Zunächst traute ich meinen Augen nicht und dann auch nicht meiner Nase. Es roch wie vor dem Milchgeschäft in einem Schweizer Dorf. Mitten in Manhattan lassen sie Milch stocken, fischen die Stücke aus der Molke und pressen sie zu Käse.

Während das gute Craft Beer fast flächendeckend zu beiden Seiten des East River ausgeschenkt wird, fällt es schwer, die Biere zu finden, die als “typisch amerikanisch” gelten. Da ich zuvor noch nie amerikanisches Bier getrunken hatte, konnte ich mir nie etwas unter den Beschreibungen vorstellen, wenn Leute mir davon erzählten. Leichte Biere, die kaum erahnen lassen, dass Hopfen oder Alkohol darin sein könnte. In Red Hook fanden wir Sunny’s Bar, einen Laden, der genau solches Bier ausschenkt und daneben noch Stoff aus einer großen Brauerei in der Eifel. Doch nicht wegen der Getränke hatten wir uns in diesen abgelegenen Zipfel kutschieren lassen, sondern wegen der Musik und der eher untouristischen Stimmung. In sehr entspannter Atmosphäre verbringt junges Publikum den Abend dort bei Livemusik. Man plaudert und tanzt und alles wirkt so relaxt wie in einem Werbespot. Trotz der Lage abseits der Touri-Routen ist Sunny’s eine Kultbar, die jetzt sogar in einem Buch verewigt wurde. Ähnlich kultig ist auch der Künstler, den wir live erleben durften. Smokey Hormel trägt einen großen Hut und spielt Western Swing.

Fazit: New York City ist einfach zu groß für Kurztrips. Mir blutet das Herz, wenn ich daran denke, was dort noch alles wartet. Ich wünsche mir sehr, dass ich eines Tages noch mal dort hin komme.

Pastasciutta in New York City, Teil 1 – Warum ich nach New York flog

Pastasciutta in New York City, Teil 2 – Der erste Kontakt

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