Ich erzähl dir mein Essen…


Besuch bei TeeGschwendner in Meckenheim

Tee schlürfen wie die Profis

 

[Werbung ohne Auftrag] Der Fachmann gießt den Tee mit kochendem Wasser auf und lässt ihn 5 Minuten ziehen. Nicht, weil es so am besten schmecken würde, sondern weil das bei einem richtigen Tea-Tasting Standard ist. Weltweit vergleichen Profis jeden Tee auf diese Weise. Auch für Daniel Mack gehört das zum täglichen Geschäft.
Aufgießen, Schlürfen, Spucken, – ist tatsächlich die Beschreibung eines
Traumberufs! Mack ist Tea-Taster und wird für den Genuss des aromatischen
Aufgusses bezahlt. Wie alle anderen Mitarbeiter bei TeeGeschwendner darf er
darüber hinaus im Job so viel Tee trinken wie er möchte. Im ganzen Haus kommt blitzsauber gefiltertes Wasser aus der Leitung, damit sich in jeder Tasse das volle Aroma entfaltet. Was man in der Firmenzentrale in Meckenheim vergeblich sucht, das ist eine Kaffeemaschine und eine Caféteria. Dafür weisen
Beschriftungen schon in der Eingangshalle den Weg zur Teeteria.

Teeteria wäre auch ein passender Name für meine Küche zu Hause, denn schwarzen Tee konsumiere ich wirklich maßlos. Darjeeling ist mein ständiger Begleiter durch den Tag, Wärmespender und Wachmacher. Man kann
schon sagen, dass ich Tee ziemlich liebe. Also habe ich die Einladung zur
Infoveranstaltung mit professionellem Tea Tasting bei TeeGschwendner gerne
angenommen.

Tea Taster Daniel Mack erzählt von dem Familienunternehmen,
das Albert Gschwendner ursprünglich als Teeladen in Trier gegründet hat und welches heute 125 Franchisepartner in Deutschland (145 weltweit) beliefert. Die
Ladenbesitzer werden als echte Partner gesehen und nach Möglichkeit auch hin
und wieder in die Anbaugebiete mitgenommen. Die Teegärten befinden sich, wie vermutet, zum größten Teil in Asien. Tee aus Kolumbien muss eher als Rarität angesehen werden, auch wenn die Meckenheimer ihn ebenfalls importieren.

Tee ist kein Modegetränk. Weltweit liegt der Konsum ziemlich
konstant bei 5,5 MioT pro Jahr. Mit 98% wird das allermeiste davon als Beuteltee getrunken. Anders sieht es dagegen in Deutschland aus. Bei uns geht 60% als lose Ware über die Theke. Wir Deutschen gelten für den Handel als
Qualitätstrinker, sagt Mack.

Nach einem Firmenrundgang, bei dem keine Kameras erlaubt
sind, kommen wir endlich zum Tea Tasting! Für uns sind 15 Sorten aufgebaut. Die trockene Ware ist grün, grau oder graubraun. Auf manchen Tellern sind
Blattstücke zu erkennen, andere sehen aus wie kleine Knötchen. Ich denke, aha,
Gunpowder, den mag ich nicht so gerne.
Dann kommt das eingangs beschriebene Prozedere zum Einsatz. Eine Probiertasse nach der anderen wird mit kochendem Wasser aufgegossen, der Wecker läuft. Nach fünf Minuten dreht der Tea Taster eine Tasse nach der anderen blitzschnell um und trennt die Flüssigkeit von den festen Bestandteilen. 

Das Kraut bleibt bei der Tasse, so dass sich jeder beim Tasting davon ein Bild machen kann. Daniel Mack führt vor, wie es geht. Ankucken und Riechen gehört immer dazu. Der erfahrene Taster weiß, welche Aromen für den Tee jeweils typisch sind. Mit einem bauchigen Löffel nimmt er reichlich Tee und zieht ihn mit möglichst viel Luft in den Mund. Kurzes Aufsprudeln und zack, – normalerweise weg damit. Heute wird aber nicht gespuckt, wir sind ja zum Vergnügen hier. 

Der Profi zeigt uns die unterschiedlichen Blätter nach dem Aufguß. Manche sehen aus wie die unversehrte Spitze einer Teepflanze, andere wie ein Teller Gemüse. Daniel ermuntert mich, von dem Gemüseteller zu versuchen: “Das kann man essen!”. Und tatsächlich schmeckt das leuchtend grüne Kraut überraschend angenehm. Es handelt sich um einen der teuersten Tees im Sortiment, einen Sencha Asanoka. Ich bin wirklich nicht abgeneigt, müsste aber meinen gewohnten Konsum angesichts des Preises von fast 600 € pro Kilo stark einschränken. 

Ein paar Tassen weiter links fällt mein Blick auf die gerollten Blätter aus China (Yunnan Golden Downy Pekoe). Die Blätter erinnern nach dem Aufguss an chinesische Pilze. Daniel lässt uns daran schnuppern und mir steigt
ein überraschend malziger Duft in die Nase, der sich auch in dem Tee
wiederfindet. Welten liegen zwischen den 15 Aufgüssen, die auf dem Tisch
aufgebaut sind. An diesem Nachmittag kann ich nur erahnen, wie viele Erlebnisse ich als Teetrinkerin im Laufe meines Lebens noch haben werde. Vielen Dank für diesen interessanten Einblick!

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