Rezept: Flammkuchen ohne Hefe
Nur ein Hauch von Speck und Zwiebeln
die nun hinter uns liegt? Phase I.? Oder einfach nur Corona? “Weißt Du noch, als Corona war?” Was immer es war, es macht gerade Pause, dass es wirklich vorbei ist, glauben wahrscheinlich die wenigsten.
Auf merkwürdige Weise hat die Krise auch eine verbindende Wirkung gehabt. Während wir physisch auf Abstand gingen, war stellenweise auch Nähe, Gemeinschaftssinn und Mitgefühl spürbar. Dazwischen leider genau das Gegenteil, aber wir sind alle nur Menschen.
Die erste Hälfte des Jahres war für die meisten von uns
absolut außergewöhnlich. Doch nicht jeder erlebte dieselbe Geschichte. Schnell stellte sich heraus, dass alle vor sehr unterschiedlichen Herausforderungen stehen, seit das neue Coronavirus in diesem Teil der Welt ankam. Ich kenne
Menschen, die weiterhin ihr volles Gehalt beziehen und solche, denen über Nacht praktisch alles weggebrochen ist. Einige leiden unter zu viel Freizeit, andere reiben sich zwischen Mehrfachbelastungen auf oder arbeiten sogar direkt dort, wo man eben landet, wenn Covid 19 zugeschlagen hat. Und obwohl es wirklich nicht einfach ist, geben alle ihr Bestes.
Als meinen Teil der Welt betrachte ich nicht allein das, was
ich vom Fenster aus sehe. Durch das Internet fällt der Blick auf Regionen, die härter von der Pandemie getroffen wurden und zeigt, dass ich Glück hatte, ebenso wie mein direktes Umfeld bisher auch. Ein bisschen mehr Freizeit als mir lieb sein kann, aber Grund zum Klagen haben andere viel eher. Social Distancing mit Vorräten und Internet, – es gibt wahrlich Schlimmeres.
Mehl und Nudeln
Umso lustiger ist es, dass wir uns jetzt so viel mit Mehl
und Nudeln beschäftigt haben. Schon lange, bevor an einen Lockdown überhaupt gedacht wurde, war beides nicht mehr so leicht zu bekommen. In mehreren
Supermärkten sah ich, dass Mehl jeder Art, von Roggenvollkorn bis Hartweizen, sensationell runtergesetzt war. Umgehend fegten Kunden die Regale leer, als
Reaktion auf die Sonderangebote, nicht aus Angst vor den Einschränkungen.
Meine Filterbubble reagierte mit Spott. Was die Leute denn wohl alle backen würden! Und Brot backen könnten doch sowieso die wenigsten! – Doch die Bilder sprechen
Bände, und zwar mit vollem Mund. Das Internet ist gnadenlos. Brote und Kuchen auf allen Kanälen, – die Leute backen eben doch.
Auch mich hat die aktuelle Lage wieder zum Rühren und Kneten zurückgeführt. Verschiedene Gründe hatten mich im vergangenen Jahr ein bisschen vom Weg abgebracht. Aber so langsam taste ich mich wieder ran. (Zwischenzeitlich züchtete ich sogar meinen ersten Lievito Madre. Aber es gelingt mir, wie bei jedem anderen Weizensauerteig-Versuch bisher auch, nicht die Temperatur
oberhalb eines gewissen Levels zu halten. Und so kippt das Hefe-Biotop immer irgendwann um, und verwandelt sich in etwas Ungenießbares.)
Ohne Not das Lager gewechselt
Kommen wir also zurück zu dem Mehl-und-Hefe-Szenario, von dem ich gar nicht direkt betroffen war. Wie gesagt, jeder hat ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht und meine waren eben, dass ich genug Mehl und Hefe im Vorrat hatte und auch bei Bongu noch Mehl und Lievito Madre EVA nachordern konnte. Auch dafür bin ich dankbar.
Und dann verliebte ich mich in ein Flammkuchen-Rezept ganz ohne Hefe! Das muss man sich mal vorstellen. An sich ist die Idee nicht neu. Viele behaupten sogar, dass der originale und einzig wahre Flammkuchen grundsätzlich ohne Hefe gebacken wird. Aber ich habe sehr viel Zeit im Flammkuchenland verbracht und zwar beiderseits der Grenze. Die Version mit Hefeteig ist durchaus sehr verbreitet, und zwar nicht erst seit gestern. Wie gespalten die Lage ist, zeigt ein Vergleich der Wikipedia-Artikel. Während die deutsche Fassung von Flammkuchen mit Brotteig ausgeht, also mit Hefeteig, beschreibt die französische Fassung den Teig für die Tarte flambée mit Mehl, Wasser, Öl und Salz. Im Rheinland sagen wir zu dieser Datenlage einfach, dä!
Wirklich hauchdünn
Nie wäre mir in den Sinn gekommen, einen derart einfachen Strudelteig für Flammkuchen zu verwenden. Ich liebe Gebäck aus Hefeteig einfach zu sehr. Daher habe ich bisher aus voller Überzeugung dünne Lagen Hefeteig mit Crème fraîche bestrichen und sie mit Zwiebeln und Speck belegt in den Ofen geschoben. Bis mich eines Tages ein akuter Heißhunger auf diesen Strudelteig überkam. Wohlgemerkt, genug Hefe war durchaus vorhanden.
Was dann folgte hat meine liebe Gewohnheit für alle Zeiten verändert. Der Flammkuchen ohne Hefe hat mein Herz erobert. Ich präsentiere nun also das Rezept, einmal berechnet für 2 Personen. Der Teig reicht etwa für 4 kleine oder 2 große Flammkuchen, die inklusive Belag wirklich hauchdünn werden. Daher, und auch weil es wirklich sehr schnell geht, ist dieses Rezept eher als Appetizer geeignet. Andererseits stellt es kein großes Kunststück dar, die gesamte Menge aufzuessen, ohne jemandem etwas abzugeben.
Rezept: Flammkuchen ohne Hefe
Schüssel für den Teig
Teig:
125 g Mehl, Type 550
Belag:
Zubereitung:
Den Backofen aufheizen auf 200°
Nach dem Backen mit Pfeffer und Salz würzen.
Energie: 404 kcal
Eiweiß: 13,5 g
Fett: 16,7 g
Kohlenhydrate: 49,6 g