Ich erzähl dir mein Essen…


 

Wie kommt die Frau in den Topf?

Man könnte glatt neidisch werden. Das kleine Popöchen passt in einen Suppentopf, so spielend leicht, dass das perfekt geschminkte Gesicht dabei auch noch grinst. Die hochhackigen Slingpumps baumeln über den Kesselrand, als säße sie auf einer Schaukel.

Die Frau im Kochtopf ist in der Feinkostabteilung des Internets bekannt als Arthurs Tochter. Und nun passt sie auch noch auf einen Buchdeckel. Die Seiten dahinter hat die Bloggerin Astrid Paul mit ihrem Leben gefüllt. Man sagt, viele Blogger träumen davon, ein Buch zu schreiben. Doch wer jetzt denkt, es sei damit getan, sich mal eben piekfein in einen Kochtopf zu setzen, der liegt natürlich falsch.

Die Geschichte fängt mit bescheidener Kost an. Haferbrei kann hartes Brot sein. Immer wieder steht das Zeug auf dem Tisch und macht der Protagonistin das Leben schwer. Bis Astrid mal beginnt, Ochsenbäckchen in Portwein zu schmoren, muss sie erst noch vom Maschsee an den Rhein ziehen. Die Adventisten schreiben ihr vor, was sie essen darf und ihre Mutter stöckelt auf hohen Hacken, im Animalprint zum Elternabend. Dann gewinnt sie die ostfriesischen Stadtmeisterschaften, füllt in Baden-Baden Prominente ab, erfindet das “russische Frühstück” und flüchtet aus dem Westerwald, aus einem Leben, das nicht zu ihr passt.

Diese wirklich bewegten Jahre erzählt Astrid mit einer Offenheit, für die ich sie bewundere. Und sie erzählt diese Vorgeschichte wunderschön und unterhaltsam, zu Beginn des Buches. Danach geht es richtig los. Sie geht ins Internet und wird zu einer Prominenten unter den Food Bloggern. Wenn man heute jemanden kennt, der einen Food Blog schreibt, – nun ja, dann ist das eben Arthurs Tochter.

Dieser Erfolg kommt nicht von ungefähr und Astrid erklärt genau, wie das geht. Mit vollem Einsatz kocht sie sich in die Öffentlichkeit. Nach dem Rezept von Siebeck werden Enten zum Erweckungserlebnis und Lachse gehen auf Weihnachtstournee. Am Ende darf es kein Geringerer als Sven Elverfeld sein, nach dessen Rezept Arthurs Tochter Kaiserschmarren hochkant auf die Teller stellt. In Wolfsburg wird die Bloggerin später sogar in der Küche des Meisters Champagner trinken.

Doch Bloggen bedeutet auch, sich zu vernetzen, und darin ist Astrid wahrlich selbst die größte Meisterin. Auf der einen Seite spielt sie schlafwandlerisch mit Zählwerken für Zugriffszahlen und Statistiken. Sie nutzt alle Tools, die ihr zur Verfügung stehen, um ihren Auftritt im Internet zu optimieren. An dieser Stelle muss ich das Buch dringend noch einmal genauer lesen.

Aber da ist eben auch noch die andere Seite, die Frau Paul noch viel virtuoser beherrscht. Das ist die menschliche Seite des Networking, das schlichte Kennenlernen und das Knüpfen von verbindlichen Freundschaften. Jede Zeile, die über Freundschaft und über Blogger in diesem Buch steht, kann für bare Münze genommen werden. Ich habe gesehen, wie aus „fast Fremden“ Freunde werden, denn ich war selber dabei. Wenn man sich beim Lesen des Blogs immer wieder bei dem Gedanken ertappt, dass doch kein Mensch wirklich so sein kann, dann liefert dieses Buch eine Erklärung dafür, warum Astrid Paul so geworden ist und was ihren Blog so erfolgreich macht.

Und wenn man Astrid persönlich kennt und ihre Wärme und Herzlichkeit so schätzt wie ich, dann ertappt man sich beim Lesen des Buches bei dem Gedanken, “das habe ich mir doch so gedacht”. Dass sie unendlich viel erlebt hat, habe ich mir gedacht, dass sie es nicht immer leicht hatte und dass sie sich oft mit Mut und Menschenverstand durchgesetzt hat um dorthin zu gelangen, wo sie hingehört: In einen Suppentopf auf einen Buchdeckel.

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