Ich erzähl dir mein Essen…


Und dann haben wir zum Essen ‘ne Flasche Wein geköpft – Foodcamp San Sebastián, Teil II

Nach einem Spaziergang am Strand entlang, geht es ein kurzes Stück bergauf und wir stehen vor dem Restaurant Rekondo. Man betritt den Speiseraum durch eine einladende Bar, in der neben Getränken natürlich auch Pintxos serviert werden. Doch uns interessiert das alles nicht. Nach kurzer Wartezeit, draußen auf der Terrasse, dürfen wir an unseren Tisch.

An der Küche vorbei geht es ins Restaurant, das mir gleich sagt, dass sich meine Eltern dort bestimmt wohlfühlen würden. Mir persönlich gefällt die Atmosphäre ebenfalls, alles wirkt ganz klassisch und freundlich, wie in traditionellen französischen Fresstempeln. Dass wir nur zwei Gänge essen wollen, nimmt die Bedienung ganz gelassen auf. Den Hauptgang bestellen wir gleich und den Nachtisch eventuell später, – alles kein Problem. Doch wir sind ja nicht nur zum Essen hier. Florian studiert die Weinkarte. Das Schriftstück handelt von einer Legende, – dem sagenhaften Weinkeller des Rekondo nämlich.

Txomin Rekondo eröffnete sein Lokal im Jahr 1964 und begann gleich mit dem Aufbau seiner “Universidad del Vino”. Inzwischen besitzt er 127.000 Flaschen aus allen bekannten Weinregionen. Obwohl sich darunter berühmte Franzosen befinden und sogar Deutsche, Ungarn und Griechen, sind wir natürlich auf etwas anderes aus. Florian möchte gerne zwei richtig alte Riojas miteinander vergleichen und entscheidet sich für einen Tondonia der Bodega López de Heredia aus dem Jahr 1970. Welchen Wein wohl der Sommelier im Vergleich dazu empfehlen würde? Der Südamerikaner blättert mit Florian in der Weinkarte und schließlich fällt die Entscheidung für einen Viña Real des gleichen Jahrgangs.

Dann hat der Wein endlich seinen großen Auftritt. Der Korken des Tondonias lässt sich ganz simpel mit einem Korkenzieher aus der Flasche ziehen und bleibt dabei erstaunlich stabil. Doch bei dem zweiten Wein, dem Viña Real, geht der Experte auf Nummer Sicher und nimmt eine Portweinzange in Betrieb.

Das Werkzeug wird auf einer Gasflamme erhitzt und dann auf den freigelegten Flaschenhals gesetzt. Nach längerem Kontakt drückt der Sommelier vorsichtig zu und erzeugt damit einen vollkommen glatten Schnitt.

Was dann kommt, ist ein seltenes Erlebnis, das ich hier gar nicht beschreiben möchte. Aber beide Weine waren großartig und im Chararakter sehr unterschiedlich. 

Zu Essen wählte ich das Spanferkel mit hauchdünner, knackiger Kruste, süßlich abgeschmeckt und mit einer Ananas-Sonne garniert. Das Fleisch war saftig und butterweich. Vorweg bekamen wir leckere Kroketten als Appetizer und zum Kaffee gab’s noch Gebäck und Trüffeln.

Das eigentliche Dessert ließen wir kurzentschlossen ausfallen und baten stattdessen um einen Blick in den legendären Weinkeller. Tatsächlich durften wir uns ausgiebig in allen Räumen des Flaschenparadieses umsehen und der Sommelier erklärte uns alles. Besonders gut gefällt mir, dass große und berühmte Weine hier nicht nur als Wertanlage oder Trophäe gesammelt werden. Die Weine von Txomin Rekondo sind ausdrücklich dazu da, um getrunken zu werden.

Von einem weiteren Restaurant erzähle ich ich beim nächsten Mal.

Foodcamp San Sebastián, Teil I

Foodcamp San Sebastián, Teil III

San Sebastián bei Allem Anfang…/Marqueee

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