Als der Begriff Kochsendung noch mit Alfredissimo gleichgesetzt wurde, entging mir keine einzige Ausstrahlung. Selbst die Wiederholungen auf sämtlichen dritten Programmen bannten mich vor den Fernseher.
In besonderer Erinnerung blieb mir der Auftritt von Pavel Kohout. Der sympathische Schriftsteller gab sein absolutes Lieblingsrezept preis: Linsen und Reis. Soweit mir die Szene im Gedächtnis geblieben ist, erzählte er davon, dass seine Familie noch an ihm verzweifeln würde, weil er immer nur Linsen und Reis essen wolle. Absolut menschlich und sympathisch, fand ich das.
Sein Lieblingsessen stellte Kohout als Stufenplan vor. Die erste Stufe besteht aus Linsen und Reis, beides pur und getrennt gekocht. Erheblich aufgewertet wird das Gericht mit einer gewürfelten Zwiebel, langsam in Butter und Öl goldbraun gebraten. Die nächste Stufe erreicht man mit einer sauren Gurke als Beilage. Die Festtagsvariante wird schließlich von einem Spiegelei und einer guten Wurst gekrönt.
Linsen und Reis habe ich damals mit Begeisterung in mein Repertoire aufgenommen und es wurde eines meiner zahlreichen Lieblingsessen. Etwas frustrierend ist nur, dass man so viele verschiedene Töpfe und Pfannen braucht. Obwohl hier keinerlei Kochkunst nötig ist, hat der Spüler hinterher alle Hände voll zu tun.
Lange nach seinem Auftritt bei Alfredissimo ergab sich für mich die Gelegenheit, Pavel Kohout in der Stadtbücherei Saarbrücken bei einer Lesung zu erleben. Ich weiß nicht, was ich damals von seinem neuesten Buch erwartet hatte. Wahscheinlich habe ich den ganzen Abend nur an Linsen und Reis gedacht und war hinterher ziemlich enttäuscht, weil es um ernsthafte Literatur ging. Kein einziges Kochrezept hat der Meister vorgetragen.
2 Antworten zu “Ehrliche Kost und schwere Literatur”
Die Salzgurken versöhnen mich wieder nach dem Süss-Schock der letzten beiden Tage.
Oh, das süße Zeug hat gutgetan :o))