Das ging ja einfach. Hätte nie gedacht, dass es so leicht ist, Klöße selber zu machen. Von Kartoffelklößen hatte ich mich bisher fern gehalten. Offizielle Begründung war immer, dass ich schließlich nicht aus Bayern, Franken oder Thüringen (irgendeine Kloßhochburg vergessen?) komme. In Wahrheit lag es daran, dass mein Kloßgeschmack total verdorben ist und ich wirklich und wahrhaftig auf diese gefriergetrockneten Pulverklöße stehe. Ich mag sie einfach!
Kartoffelklöße halb und halb
Vor ein paar Tagen habe ich dann entdeckt, dass mein neuer Kartoffeldealer auch eine mehlig kochende Sorte anbietet. In dieser Gegend sind mehlig kochende Sorten nicht sehr verbreitet. Früher dachte ich, es läge an den Böden, dem Wetter oder sonstigen Voraussetzungen. Bis eine Bäuerin mir erzählte, diese Sorten seien einfach in unserer Region nicht so sehr gefragt.
Mit dem richtigen Material bewaffnet, wählte ich ein Rezept vom bayerischen König, Alfons Schuhbeck, und machte mich ans Werk. Siehe da, alles ganz easy, keine Komplikationen und das mit der Menge und der Kochzeit haut genau hin. – Danke Schubi!
Erstmal ein Kilo Kartoffeln abwiegen. Unbedingt mehlig kochende nehmen! Dann 300 g Kartoffeln mit Salz und 1/2 Tl Kümmel aufsetzen und kochen.
1 1/2 Scheiben Toastbrot, in meinem Fall Vollkorntoast, in kleine Würfel schneiden und in Butter langsam braten, bis sie knusprig sind. Eigentlich sollen sie hinterher mit Petersilie gemischt werden. Ich habe stattdessen fein gehackten Knoblauch in die Pfanne geschmissen und alles in der Pfanne abkühlen lassen.
Die gekochten Kartoffeln werden noch heiß gepellt und durch eine Presse gedrückt. Mein Püree mache ich normalerweise mit einem Stampfer, aber zu diesem Zweck habe ich dann doch mal wieder die Presse rausgekramt.
Der Rest vom Kilo Kartoffeln wird gewaschen, geschält und fein gerieben. Danach gibt man das rohe Kartoffelmus in ein sauberes Tuch und presst die Kartoffeln gehörig aus. Den Saft soll man auffangen und kurz stehen lassen, bis sich die Stärke am Boden absetzt. Dann gießt man die Flüssigkeit vorsichtig ab und gibt die Kartoffelstärke mit den rohen Kartoffeln in eine Schüssel. Mit etwas Salz, zwei Eigelb, einem schwach gehäuften Löffel Stärke und den gepressten Pellkartoffeln wird alles zu einem Teig vermengt.
Einen weiten Topf mit Salzwasser aufsetzen und zum Sieden bringen.
Aus der Masse sechs Knödel formen, flach drücken, mit ein paar Croutons füllen und wieder zu Klößen formen. Die Masse ist (im Vergleich zum Fertigprodukt) ziemlich weich. Insofern erfüllen die Croutons auch eine Aufgabe als statisches Element, denke ich.
Kurz bevor ich die Klöße ins Wasser gleiten lasse, vermische ich etwas Speisestärke mit kaltem Wasser und rühre es in das Kochwasser ein. So sollen die Klöße besser in Form bleiben, sagt Schuhbeck. In siedendem Wasser (bedeutet = nicht sprudelnd kochen lassen!) 20 Minuten ziehen lassen. Ab und zu vorsichtig umdrehen.
Bei mir gab es die Klöße mit rheinischem Sauerbraten und Sahnewirsing. Reste können wunderbar in Scheiben geschnitten und in Butter gebraten werden. So schmecken sie eigentlich noch besser.
Nachtrag, was ich vergaß zu erwähnen: Knödelmasse sollte mit nassen Händen geformt werden. Dann geht es ganz leicht.
13 Antworten zu “Erste Runde für mich”
Gratuliere zum runden Sieg ;o) Und Du bist nicht die einzige mit der Vorliebe für die Pulverklöße. Ich kann mich da auch outen. Bei uns war dieses Weihnachten Kartoffelkloß-Premiere – im Herbst gab's schon mal Semmelknödel, aber die zählen nicht, die kamen als Auflauf daher. Weihnachten gab's dann Schlesische Kartoffelklöße, die man einfach nach Augenmaß zubereiten kann – ideal für Kochchaoten wie mich. Deine Kloßvariante werde ich auch mal probieren, schaut gut aus!
Bei uns gab's lange Zeit auch keine mehlig kochenden Kartoffel, weil angeblich niemand mehr Püree oder Kloße selbst macht. Jetzt gibt es sie wieder. Die Aufschrift "mehlig kochend" ist gut versteckt, dafür steht lang und breit auf der Tüte, das man aus diesen Kartoffeln Püree, Klöße etc. machen kann *crazy* Die fest kochenden werden konsequenterweise als "Pommes-, Ofen- und Gratin-Kartoffeln" angepriesen, und ohne die ausgewiesenen "Grünkohl-Kartoffeln" kann mein Grünkohl morgen vermutlich nichts werden …
Jaja, die Begründung für abwesende Kloßkartoffeln war bei uns die selbe. Da ich die Einkaufsmöglichkeiten in HH aber sehr gut kenne, kann ich sagen, dass mehlige Kartoffeln dort noch etwas mehr verbreitet sind als bei uns. Auf diesen sagenhaft schönen Wochenmärkten in HH kriegt man sowieso alles.
Übrigens: Wer Dir Festkochende als Pommeskartoffeln anbietet, der veralbert Dich. – Nicht kaufen!
Super – Bravo – der sieht fantastisch aus… ich habe das noch nie so schön hinbekommen
Danke, das ist nett! Es liegt aber am Rezept und an den Kartoffeln denke ich. Wenn der Teig nicht so eine schöne Konsistenz gehabt hätte, wäre der erste Versuch sicherlich nicht so rund gelaufen.
-> Auf diesen sagenhaft schönen Wochenmärkten in HH kriegt man sowieso alles <- Schön wär's … Kommt drauf an, wo man wohnt. Ich lebe hier im Westen in der kulinarischen Wüste. Manchmal helfen auch bei vermeintlich banalen Dingen nur zwei Stunden Fahrt zum Isemarkt … An solchen Tagen überlege ich, zur Tüten- und Dosenkost zurückzukehren …
Die Pommeskartoffeln sah ich in der Metro. Aufschrift müsste "vorwiegend festkochend" gewesen sein, aber so genau sah ich nicht hin.
Kulinarische Wüste? – Tut mir leid, das wusste ich nicht ;o)
Aber hier isses nicht viel anders. Ich denke mit Wehmut an den Ottensener Wochenmarkt, das Mercado, den Markt in Groß Flottbek, die Waitzstraße, die Große Elbstraße… *schnüff*
Gratulation, sieht ja perfekt aus!
Da habe ich einen Vorteil: Bin vor langer langer Zeit nach Franken gezogen, hier gibt's die überall und immer in guter Qualität (in Landwirtschaften selbstgemacht von Omi), da brauche ich das gar nicht auszuprobieren… 😉
Ganz Deiner Meinung…gebratene Knoedel sind noch besser. Ich muss aber gestehen, dass ich auch noch nie Kartoffelknoedel selbstgemacht habe, immer nur aus der Packung und mir schmecken sie. Sauerbraten steht auch auf meiner Liste…noch nie gekocht, nur gegessen…
Hey, toll gemacht. Ich bin ja eine in Thüringen lebende Fränkin und somit ständig von Klössen umzingelt. Die "eingschnittna Kleeß, also die angebratenen Klösse gab es bei uns immer Montags, das möchte ich auch total gerne.
Danke, Isi, kitchen roach und Barbara! Ihr überrascht mich jetzt ein bisschen. Bisher dachte ich ja, ich wäre die letzte noch lebende Verwenderin von Pulverklößen.
@Barbara: Wie werden die Omi-Klöße denn aufbewahrt?
Perfekt! Ich hab sie auch noch nie gemacht, das wird nachgeholt. Und zwar auch nach Schuhbeck – keine Frage…
Ui, klasse sind die geworden! Ich mach die nur alle Jubeljahre, die Familie isst lieber Semmelknödel (und die sind erfreulicherweise viel einfacher zu machen). Ich bin die Einzige, die ab und zu ein Verlangen danach bekommt…
@Claus: Also noch einer ohne Knödelpraxis, *tztz* Aber mit Schuhbecks Rezept werden die Knödel sicher prima.
@Petra: Danke! Bei größeren Mengen würde ich auch eher zu Semmelknödeln tendieren.