Ich erzähl dir mein Essen…


Rezept: Milk Bar Birthday Cake

Früher, als wir keine Vanille hatten

Zu meinem 18. Geburtstag stand meine Oma mit einer Torte in
der Tür. Mehrere Schichten Biskuit, Schokolade und Sahne, ummantelt mit
Marzipan und nochmals Schokolade, soweit ich mich erinnere. Darauf prangte ein Schild
aus Marzipan mit der Zahl des Tages. Die üppige Torte war natürlich nicht
selbstgebacken, denn niemand, den ich damals kannte, hätte sich in seine winzig kleine Küche gestellt, um mehrere Cremes anzurühren und Bisquitböden damit zu füllen. – Viel zu aufwendig! Dafür ging man zum Konditor, machte eine Vorbestellung und trug die fertige Torte immerhin eigenhändig nach Hause.

Entgegen aller
Vergangenheitsromantik waren alte Damen mit weißer Schürze, die aufwändige
Kreationen aus dem Ofen zauberten, in meiner Welt eher die Ausnahme. Zu Hause rührten die Leute alle in den gleichen Plastikschüsseln die gleichen Rührteige und Quarkmassen.
Es gab Apfelkuchen, Kirschkuchen und immer wieder Marmorkuchen und alles
schmeckte nach diesen künstlichen Aromen aus den kleinen Glasröhrchen,
Butter-Vanille, Zitrone und Rum. Vor allem schmeckte aber immer alles nach
Vanillinzucker. – Echte Vanille, das waren mickrige, schwarze Stangen, die in
einer Art Reagenzglas mit einem Plastikstopfen verkauft wurden. Die
verhältnismäßig hochwertige Verpackung rechtfertigte einen eher saftigen Preis,
obwohl das Produkt meist schon so gut wie vertrocknet war. Ein weiterer Grund
für den sagenhaften Erfolg des synthetischen Vanillearomas, könnte man sagen.

Zum Glück ist es heute einfacher geworden, wirklich
hochwertige Vanilleschoten zu erwerben. In den letzten Jahren habe ich das
aromatische Gewürz eigentlich nur noch online gekauft. In dieser Zeit habe ich
praktisch vergessen, dass künstliches Vanillin überhaupt existiert.

Kindergeburtstag auf Amerikanisch

Doch jetzt kam die synthetische Vanillebombe zurück in mein
Leben und sie traf mich mit voller Wucht. Der berühmte Birthday Cake von
Christina Tosi ist praktisch randvoll damit. Die erfolgreiche Inhaberin der New
Yorker Milk Bar preist Clear Vanilla Extract als unverzichtbare Geheimzutat für
ihren Kuchen – Nichts anderes also, als künstliches Vanillearoma. Auch bei
Christina ist es der Geschmack ihrer Kindheit und ihrer Geburtstage als kleines Mädchen. Und so schuf sie den Birthday Cake,
der wie die aufpolierte Version eines ziemlich leckeren Fertigkuchens schmeckt.
Unmengen von Clear Vanilla Extract und verschiedene Zuckerarten verbinden sich
zu ziemlich intensivem Süßkram. – Ganz sicher nichts für Leute, die eher was
Leichtes
oder lieber nicht so süß essen wollen. Der Rest ist Texturentheater, und gebackene Crumbles mit bunten Zuckerstreuseln spielen dabei eine Hauptrolle. Um diesen industriellen Geschmackshammer ein bisschen spannender zu machen, habe ich den Hauptanteil der Backvanille in den Crumbles verbacken. Jeder weitere Tortenbestandteil erhielt dagegen nur einen zarten Hauch der Geheimzutat.

Unschönerweise muss bei diesem Konzept auch der Buttergeschmack
ganz stark in den Hintergrund gedrängt werden. Deshalb verwendet Tosi ein geschmacksneutrales,
weiches Pflanzenfett. Um so nahe wie möglich am Original zu bleiben, habe ich
neutrales, weiches Kokosfett genommen, nicht das neuerdings ubiquitäre Kokosöl. Es scheint mir am ehesten dem Vegetable
Shortening
zu entsprechen. Allerdings kann ich mir beim besten Willen nicht
vorstellen, dass man es mit Süßrahmbutter nicht genauso schön hinkriegt. 

Wem diese ganze Sache jetzt so merkwürdig bekannt vorkommt, der hat vielleicht mitbekommen, dass am Freitag die vierte Staffel Chef’s Table auf Netflix online ging. Den Auftakt macht Christina Tosi.

Rezept: Birthday Cake

Original bei der Milk Bar

 

für einen Tortenring, 15 cm ∅

Zutaten

Für die Crumbles:

100 g Zucker

25 g Rohrzucker

90 g Mehl

1/2 TL Backpulver

1 Prise Salz

20 g bunte
Streusel

40 g
Traubenkernöl

1 Röhrchen Buttervanille

Zubereitung

Den Backofen auf 150°C vorheizen. Die trockenen Zutaten in die Küchenmaschine geben und bei niedriger Geschwindigkeit mischen. Das Öl mit dem Backaroma mischen und in die trockene Mischung gießen, während die Maschine weiter läuft. Auf diese Art sollten ziemlich runde Streusen entstehen. Kann man aber auch von Hand machen, dann wird es eher krümelig. In Backblech mit Backpapier auslegen und dei Streusel darauf backen. – Nicht schlimm, wenn die Mischung eher krümelig und sandig wird. Im Kuchen erfüllt sie ihren Zweck dennoch. Die Streusel auf dem Blech abkühlen lassen.

Zutaten

Für den Kuchen

55 g weiche
Butter

60 g Palmin
soft

250 g Zucker

50 g Rohrzucker

3 Eier

110 g
Buttermilch

65g  Traubenkernöl

wenige Tropfen Vanillearoma

245 g Mehl

6 g Natron

3 g Salz

75 g bunte
Streusel

Zubereitung

Ein Backblech von etwa 33x23cm mit Backpapier belegen. Bei mir war es ein Bräter von 24×30 cm. 

Den Backofen auf 180° C vorheizen.

Die Butter mit dem Pflanzenfett in der Küchenmaschine cremig schlagen. Beide Zucker hinzufügen und kräftig quirlen, bis die Mischung weißschaumig wird. Eier, Buttermilch, Öl, Vanillearoma bei geringer Geschwindigkeit unterrühren und dann kurz auf höherer Stufe schlagen, bis sich das Volumen deutlich vergrößert hat. Wenn man zu lange quirlt, setzt sich das Fett wieder ab. Das Mehl, Natron, Salz und bunte Streusel kurz in den Teig rühren. Den Teig auf das vorbereitete Blech gießen und im vorgeheizten Ofen etwa 30 Minuten backen. Auf einem Gitter zunächst einige Minuten in der Frm abkühlen lassn und dann vorsichtig auf das Gitter stürzen und vollständig abkühlen lassen.

Zutaten

Für das Frosting

115 g weiche Butter

50 g Palmin soft

55 g Doppelrahmfrischkäse

25 g Traubenzucker

20 g Grafschafter Karamell

wenige Tropfen Buttervanille

200 g Puderzucker

2 g Salz

kl. Prise Natron

wenige Tropfen Zitronensaft

Zubereitung

Die Zutaten nach und nach in der Küchenmaschine oder in einer Schüssel mit dem Handrührgerät zusammenrühren.

Zutaten

Für die Vanillemilch

55 ml Milch

einige Tropfen Buttervanille

Zubereitung

Beide Zutaten kurz vor der Verwendung miteinander verquirlen.

Zusammensetzen der Torte

Das Backpapier von dem abgekühlten Kuchen vorsichtig abziehen. Den Tortenring auf 15 cm arretieren und damit zwei schöne vollständige Kreise aus dem Kuchen ausstechen. Der restliche Kuchen sollte dann noch für zwei Halbkreise reichen, die in der Torte die mittlere Lage abgeben.

Den Tortenring abwischen und auf der Arbeitsfläche (z.B. Backpapier) aufstellen. Den Ring von innen mit Backpapier oder einer stabilen Folie auskleiden. Diese Schicht sollte den Kuchen deutlich überragen, weil die Torte höher gestapelt wird, als der Ring sie halten würde.

Eine Lage Kuchen in den Ring drücken. Die Hälfte der Vanillemilch darauf sprenkeln. Das Frosting in fünf gleichgroße Portionen aufteilen. Die erste Portion auf den untersten Boden streichen. Ein Drittel der gebackenen Streusl darauf verteilen und mit der Hand leicht festdrücken. Eine zweite Portion Creme darauf verteilen und glattstreichen. Die beiden Bodenhälften als ganzen Boden darauf zusammensetzen und mit Vanillemilch besprenkeln. Mit einer Portion Frosting bestreichen, Crumble darauf geben und mit Frosting bedecken. Den Letzten Boden darauf setzen und mit dem Frosting bestreiche. Mit den letzten Crumbles verzieren. Die Torte etwa 3 Stunden kühlen und dann aus der Form lösen.

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