Nur Riemchenapfel schmeckt wie Appeltaat
Jetzt mal alle deutlich mitsprechen: APPELTAAT, auf dem Doppel-P ein bisschen ausruhen und hinten raus mit schön unbehauchtem Vokal. – Tolles Wort, oder? Heißt natürlich nichts anderes als Apfelkuchen, wobei sich das TAAT in grauer Vorzeit mal vom französischen Wort Tarte ableitete, von was denn sonst? Natürlich kommt die Appeltaat in Köln auch in einem Lied zu Ehren, denn es gibt fast nichts, was nicht in Kölner Liedern angetextet wird. Der große Willi Ostermann verglich sie in einem alten Gassenhauer sogar mit dem Kuss von einem lieben Mädchen.
Also, ich persönlich würde ja Appeltaat mit gar nichts vergleichen. Höchstens mit Riemchenapfel, denn das ist eigentlich ein anderes Wort für Appeltaat. Der typische Apfelkuchen meiner Kindheit ist dieser einfache Hefekuchen mit Apfelmus, den man hier in jeder Bäckerei kaufen konnte, als es noch Bäckereien gab. Die normalen Bäckereien in meiner Kindheit hatten Brötchen, zwei Sorten Graubrot, Schwarzbrot und samstags auch mal Platz (oder Blatz). Der Kuchen, der dort verkauft wurde, war meist scheußlich, weil die Bäcker eben keine Konditoren waren. Was aber jeder Bäcker ganz ordentlich hinbekam, das war dieser Riemchenapfel. Mit den Bäckern starb dann irgendwie auch der Riemchenapfel und so kam es, dass ich diesen heißgeliebten Kuchen schon seit Jahren nicht mehr gegessen hatte. – Bis ich mich selber ans Werk machte!
Riemchenapfel
Die gute Nachricht ist, dass so ein Riemchenapfel sehr leicht zu backen ist. Am Vortag hatte ich 2 kg Boskop gekauft und daraus, mit einer Stange Zimt und etwas Wasser, ein Apfelmus gekocht und durch ein Sieb passiert. Für den Riemchenapfel habe ich dann etwas weniger als die Hälfte vom Apfelmus gebraucht.
Für den Teig habe ich 500 g backstarkes Mehl mit 250 ml lauwarmer Milch, 1 Würfel Hefe, 10 g Salz, 4 EL Zucker, 70 g weicher Butter und 1 Ei zu einem Teig geknetet und zur doppelten Größe aufgehen lassen. Den Teig habe ich dann kurz zusammengefaltet und gedrittelt. Ein Drittel brauchte ich nicht für den Kuchen. Die beiden anderen Teile habe ich ausgerollt. Einen Teil ganz groß, um die 26cm-Form damit auszulegen, den anderen Teil zu einem Oval, das etwas länger aber nur halb so breit wie die Form ist. Das kalte Apfelmus kam dann auf die untere Teigschicht. Die obere Teigschicht habe ich mit einem Messer eingeritzt wie ein Netz und sie dann über den Kuchen gezogen. Kann man sicherlich auch schöner machen, aber ich fand die rustikale Optik gar nicht schlecht.
Vor dem Backen etwas Milch mit einem Eigelb verquirlen und mit einem Pinsel auf die Riemchen streichen. Hagelzucker darüber streuen und ab in den Ofen. Bei 180°C (vorgeheizt) 30 Minuten.
Riemchenapfel schmeckt am besten mit gesüßter Schlagsahne!