Ich erzähl dir mein Essen…


Pasta #32 – Spaghetti mit Lachswürfeli


Früher hat man mit Fisch schlimme Sachen gemacht. Die wirklich gruseligen Prozeduren habe ich aufgrund meiner Jugend nie selber erlebt. Meine Eltern, die in den Nachkriegsjahren aufgewachsen sind, erzählten schaudernd davon. Richtig frisch war der Fisch damals nie, wenn er nach einer langen Reise von der Küste im Rheinland ankam. Danach galt es, das Meerestier so lange zu kochen, bis der fiese Geschmack sich als fieser Geruch zwischen den Wänden verfing. Daher kann ich gut verstehen, dass mein Vater keinen Fisch mochte, bis wir unseren ersten Urlaub an der belgischen Küste verbrachten. Mir bescherte das herrliche Erinnerungen an Einkaufsbummel bei den Fischern am Hafen und an den Geschmack von frischer Seezunge mit salziger Butter.

Doch die Sitte, jeden Fisch so lange und so heiß wie möglich zu garen, hielt sich noch recht lange. Dass sogar ich noch mit dieser Unart in Berührung kam, fällt mir immer wieder auf, wenn ich Lachs esse. Jedes Mal denke ich an all die staubtrockenen Fische, die noch in den achtziger Jahren überall auf den Tisch kamen. Sogar die Franzosen servierten den orangefarbenen Fisch gerne auf diese Art, natürlich stets begleitet von üppigen Sahnesaucen, die den Trockenfisch essbar machen sollten.

Aus heutiger Sicht ist das kaum zu verstehen. Inzwischen haben wohl alle kapiert, dass Lebensmittel nicht zum Tod auf dem Herd verurteilt sind. Lachs darf bei mir gerade mal flüchtigen Kontakt zu Pfanne haben, bevor er auf dem Teller landet. Und wer hätte bitte in den siebziger Jahren gedacht, dass wir eines Tages sogar rohen Fisch essen würden? Und dass der sogar super schmeckt?

Heute Mittag habe ich Spaghetti mit einer kleinen Sahnesauce aus Zwiebeln, Knoblauch, Möhre und Tomate gekocht. Darüber verteilt sich ein Stück Lachsfilet, in Würfel geschnitten und für wenige Sekunden mit Olivenöl und Salz durch die Pfanne gewirbelt. Ein paar Späne Parmesan machen sich gut dazu.


4 Antworten zu “Pasta #32 – Spaghetti mit Lachswürfeli”

  1. Bei meinem Vater ist das leider noch nicht angekommen, es muss immer alles 120%ig tot sein *seufz* Dabei ist ne saftige, im Ofen gegarte Meeresforelle doch was soo feines … Aber naja 🙂 Wenn ich für mich koche, läuft das anders 😉
    Und rein farblich sieht das super aus 🙂

  2. @Anikó: Du hast recht! Forelle wurde auch immer so knochentrocken serviert. Das war für mich eine Strafe, wenn es Forelle gab. Am schlimmsten war "blau"…

  3. Meine letzte Forelle ist zu lange her, als daß ich noch sagen könnte, wie weich oder fest sie war.
    Ich glaube aber, in den 60ern hat auch keiner in Deutschland was von Stockfisch wissen wollen, wie er in Spanien oder Island "hergestellt" wird.

    Mir selbst hüpft ja leider kein Lachs in die Pfanne – aus Preisgründen. 🙁

  4. Oh, Fisch der mich noch anschaut, mag ich nicht essen, da bin ich echt komisch.
    Aber Spaghetti mit Lachswürfeln, das wird glaube ich mein Sonntagsessen.
    Ganz liebe Grüße
    Silke

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