Ich erzähl dir mein Essen…


Die Suche nach dem Supersuppengeschmack


Meine erste Spargelcremesuppe kam aus der Tüte. Auf dem Foto lachten Spargelspitzen, – styroporartige Bröckchen kamen aus der Packung. Mit Wasser wurde das Pulverzeug zu einer flüssigen Creme aufgekocht. Tote Materie verwandelte sich mit wenigen Handgriffen zu Essen. – Ich liebte es!

Es muss Anfang der 70er gewesen sein, als meine Mutter mir diese Suppe vorsetzte. Ich erinnere mich an unsere alte Wohnung, in der wir lebten, als ich ein kleines Kind war. Und ich erinnere mich an dieses besondere Essen. Tütensuppe gab es nämlich sonst nicht, jedenfalls nicht bei uns. Vielleicht fand ich das Zeug deshalb so gut?

In meiner Erinnerung schmeckte die Tütensuppe immer intensiv nach Spargel. Richtige Suppe aus echtem Gemüse konnte da nicht mithalten. Es fehlte einfach der “echte” Spargelgeschmack. Als ich zu Hause auszog und meine ersten Kochversuche startete, kam ich auf die Tütensuppe zurück. Schließlich war nichts einfacher als das: In den nächsten Laden rennen, Tüte kaufen, mitnehmen und kochen.

Doch der heißgeliebte Spargelgeschmack war nicht mehr zu finden. Entweder hatten die Suppenchemiker das Rezept inzwischen verändert oder meine Erinnerung ließ mich im Stich. Vielleicht hatte ein ganzes Kinder- und Jugendleben in einem maggifreien Haushalt auch meinen Geschmack verändert?

Das Rätsel ließ sich nicht entschlüsseln, so viel stand fest. Viel wichtiger war jetzt, den ultimativen Spargelsuppengeschmack aus der lebenden Stange zu pressen. Doch wie sollte das funktionieren?

Ich überspringe jetzt mal gute zwanzig Jahre mit ungezählten Versuchen, ausgekochten Schalen, eingekochtem Sud und püriertem Spargelbruch. Alles habe ich ausprobiert, aber richtig geil wurde es nie. Zwischendurch gab es mal einen Lichtblick bei einer Freundin, die mir ein cremig-schaumiges Süppchen vorsetzte, das schon ziemlich nah an meine Träume herankam. Unmengen von Spargel waren darin verarbeitet, mit etwas Suppendope aus der Tüte. – Tja, das kann es doch nicht sein, oder?

Am Ende brachte der Zufall das beste Ergebnis und im Nachhinein wurde das Ergebnis zur Methode erklärt. Meinen Spargelfond koche ich nur noch so und nicht anders.

1. Schalen von ganz frischem Spargel kalt aufsetzen, kurz zum Kochen bringen, gleich wieder vom Herd ziehen und in der Flüssigkeit vollständig abkühlen lassen. Falls das Wasser so kalkhaltig ist wie in meinem Haushalt (= sehr kalkhaltig), dann empfiehlt sich gefiltertes Wasser.

2. Frischen Knoblauch mit den Schalen auskochen (keinen getrockneten!). Auf die Schalen von 1 kg Spargel gebe ich 4 bis 5 Zehen, grob gehackt. Der Sud schmeckt nach dem Kochen nicht nach Knoblauch.

3. Der geschälte Spargel kann hinterher auch noch mit etwas Zucker und Salz in diesem Sud gekocht werden.

Dieses Verfahren ergibt einen schön intensiven Spargelfond, der sich wie gewohnt zur Suppe oder Sauce verarbeiten lässt. Dazu einfach etwas Mehl in Butter anschwitzen und mit Spargelfond ablöschen. Sahne hinzufügen und mit Salz, Zucker und Zitrone abschmecken.

Für eine richtige Sattmachersuppe eine größere Menge Spargel klein schneiden. Heute Mittag gab es weißen und violetten Spargel, der beim Kochen grün wird. Violetter und grüner Spargel bringen allerdings nicht viel Geschmack in so eine Suppe. Für die Brotchips dünne Scheiben Graubrot in Stücke schneiden und langsam mit etwas Salz in Butter braten. Zum Schluss etwas Knoblauch hinzufügen und kurz mitschwitzen lassen. Mit Schnittlauch servieren.


4 Antworten zu “Die Suche nach dem Supersuppengeschmack”

  1. Und ich hab grad Spargelsuppe gekocht und gegessen! Klassischer Sud aus Schalen und etwa 5 cm langen Enden, wenig Zucker und Salz Muskat Zitrone. Nach dem aufgiessen schmeckte es für meine Begriffe schwach spargelig. ABER nach 3/4 köcheln (aus versehen zu lang) schmeckte sie intensiv lecker spargelig!Aus dem Rest der Spargel entsteht im Kühlschrank gerade Spargelmousse – das war meine Ursprungsidee. Die Suppe ist die Resteverwertung. Guten Appetit!

  2. Hoert sich superlecker an und steht schon mal auf dem Plan, wenn die Kueche da ist! ;0)Freu mich auch schon, wenn ich bald wieder mehr "Luft" habe und wieder hier ein wenig "mitmischen" kann! ;0)
    GLG Maren

  3. Das war das Thema diese Woche bei uns. Ich kenne diese "Tüte auf" Suppe auch und habe die Spargelsuppe auch so nie hinbekommen. Gibt es eigentlich Spargelessenz im Großhandel, das wäre eine Erklärung, wieso in Restaurants die Suppe immer intensiver schmeckt (außer die nehmen 100 Kilo Spargelschalen pro Liter Suppe, ggg). Den Tipp mit dem Knoblauch muss ich ausprobieren.

    GGLG Anne

  4. Ein Kunstwerk. Sieht toll aus. Maggifreie Jugend – man wünscht sie allen Kindern. Das Geheimnis der Restaurants ist vermutlich Natriumglutamat.

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