Ich erzähl dir mein Essen…


Heute bin ich unsichtbar


Supermarktkasse. Wenn dieses Wort hier auftaucht, dann erwartet wieder jeder eine Geschichte über den alltäglichen Wahnsinn, den banalen Ärger, der uns vollkommen sinnlos auf die Palme bringt. – Oder nicht?

Dabei hat sich die Situation enorm verbessert. Schon lange ist es in großen Supermärkten üblich, dass das Personal freundlich grüßt und das Geld mit einem hörbaren “danke” im Empfang nimmt. Mir ist sogar eine nette Kassiererin bekannt, die meinen Namen von der ec-Karte abliest und diesen ins Gespräch einfließen lässt. Überhaupt, das Gespräch: Kurzes Schwätzchen an der Kasse ist eigentlich eher die Regel als eine Ausnahme. Weil ich mich noch sehr gut an andere Zeiten erinnern kann, weiß ich diese geschulte Freundlichkeit sehr zu schätzen. Supermarktkassiererinnen finde ich supernett!

Leider ist die neue Freundlichkeit bei den meisten Kunden noch nicht angekommen. Aber vielleicht ändert sich das irgendwann auch mal. Falls mir etwas in dieser Art auffällt, werde ich darüber berichten.

Heute hatte ich hingegen ein Vergnügen der anderen Art. Gar nicht typisch, ärgert mich aber trotzdem. Im Supermarkt war nicht viel los, alle Kassen fast frei. An einer konnte ich gleich mein Zeug aufs Band legen, ohne zu warten. Es waren ohnehin nur wenige Teile, die rasch in meinen Besitz wechselten. Die Kassiererin nennt einen Betrag, ich krame in meinem Portemonnaie, hab das Geld schon passend in der Hand… Da springt die Kassiererin wortlos auf und verschwindet.

Nach einer Weile kommt die Kassiererin zurück und setzt sich auf ihren Platz, als wäre nichts passiert. Kein Wort. Nichts. (…) Offenbar bin ich unsichtbar oder unwichtig.

Einige Minuten später, auf einem Kartoffelhof. Es gibt keinen schnuckeligen Hofladen, sondern nur eine große Halle, in der ein paar Sorten Kartoffeln angeboten werden. Große und kleine Netze mit Cilena, Belana und Mireille (oder Mirabelle?) stapeln sich auf Tischen und Paletten. Einfach wegnehmen und am Automaten bezahlen. Touchscreen berühren, Geld einschmeißen, Quittung entnehmen, fertig.

Kein Personal, kein Ärger, denke ich. Tut mir echt Leid, aber heute hat der Automat bei mir mal gewonnen.

Beim Essen ist die Welt dann wieder in Ordnung: Kalbsleber in Rotwein und Schalotten, mit Röschti und Möhrensalat.


10 Antworten zu “Heute bin ich unsichtbar”

  1. Ich hoffe Du hast bal wieder bessere Einkaufserlebnisse! Das ist frustrierend das verstehe ich!
    Ich finde aber auch das in einigen Geschäften sich der Service schon verbessert hat udn die Kassiererinnen auch mal Lächeln und hilfsbereit udn nett sind… aber bei so einer Aktion wäre mir der Automat auch lieber gewesen und da wundern sich dann die Leute das Menschen durch Maschinen ersetzt werden 😉

  2. Hallo nata,

    mhhhh … sieht das wieder lecker aus, ich setz mich dann mal mit an den Tisch, ja!? ;0) Lieben Dank noch fuer den Nachtrag, meine Familie steht total auf was "hasiges" ;0)

    Tja, mit der Freundlichkeit ist das so eine Sache.. nicht jeder versteht sich damit … leider! ;0)

    GLG Maren

  3. @Cherry Blossom: So schlimm war es nicht. Spätestens beim essen war alles wieder schön :o)

    @Maren: Theoretisch wärst Du am Tisch willkommen. Leider habe ich aber schon alles aufgegessen…

  4. Hallo nata,

    Kalbsleber … mmm das könnt ich auch mal wieder machen 😉

    Supermarkt: ich geb Dir Recht, es ist Vieles besser geworden. Bedenke, dass die Kassierer(innen) dort den ganzen Tag sitzen, das sind bei 3 Minuten pro Kunde ca. 160 Kunden pro Tag. Davon wahrscheinlich 20 selber muffelig oder unhöflich. Da kann es einem auch einfach mal zuviel sein. Wenn man 2 Kunde pro Tag anmault, ist das eine "Ausfallquote" von 1,2 Prozent – da träumt so mancher Prozessoptimierer davon…
    Aber Du hast natürlich in Deinem Erleben auch Recht, man möchte selber schon der individuell und freundlich behandelte Kunde sein, geht mir auch so. Naja, ein bisschen mehr Entspannung auf beiden Seiten hilft wahrscheinlich am meisten….

    Grüße!
    Martin

  5. @Martin: Schön, dass Du so viel Verständnis hast, auch wenn das gar nicht nötig wäre ;o)

    Du findest in meinem Text keinen Vorwurf gegen Supermarktpersonal im Allgemeinen. Das Gegenteil ist der Fall.

    Es ging hier nur um ein völlig einmaliges Ereignis, das für mich in bemerkenswertem Kontrast zur nachfolgenden Begegnung mit dem Automaten stattfand.

  6. Tatsächlich fallen mir persönlich auch eher die unfreundlichen Kunden auf, die weder die Tageszeit noch 'Danke' oder 'Bitte' sagen können und eine herablassend anmutende Art haben.
    Aber in Deinem speziellen Fall geht der Automat ausnahmsweise klar in Führung. 😉
    VG,
    Claudi

  7. Überall das gleiche, es gibt so´ne und solche; deine Geschichte find ich eigentlich witzig, ich hätte jedenfalls laut losgelacht…

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