Ich erzähl dir mein Essen…


Pasta #21 – Bolognese


Spaghetti mit Hackfleischsauce

Wer macht es richtig? Sie oder ich? Heute mittag stand ich an der Supermarktkasse und legte eine Ladung Hackfleisch, ein Päckchen passierte Tomaten und eine Dose Niveacreme auf das Band. Die Kundin vor mir hatte zehn Tüten Fixfax für Bolognesesoße hingelegt. Ich habe damit kein Problem, denn meiner Meinung nach darf jeder essen, was er möchte. Das Pulver in den Tüten muss auch gar nicht schlecht sein. Der Frau im Supermarkt schmeckt es offenbar sehr gut, denn sonst hätte sie wahrscheinlich nicht so viel davon gekauft.

Bereits während ich zusah, wie die Tüten, eine nach der anderen, über den Scanner gezogen wurden, kam ich mir ziemlich dämlich vor. Ich hatte mich selber dabei erwischt, wie ich innerlich klugscheißerte, das könne man doch ganz einfach selber machen. Und, kucken sie hier junge Frau, Hackfleisch und passierte Tomaten, damit  bin ich doch schon fast am Ziel. – Na und? Muss ja nicht jeder selbstgekochte Soße essen.

frisch gekocht oder aus der Tüte?

Zu Hause lagen Zwiebeln, Knoblauch, Porree, Sellerie und Möhren. Da ich ziemlich schnell mit meinem Lieblingsmesser hantiere, war das Gemüse schon bald in mittelgroße Würfel geschnitten. Wer mit Tüte kocht, spart sich diesen Arbeitschritt natürlich ganz, dachte ich. Beim Anbraten der Würfelchen in Olivenöl kann man kaum Zeit sparen, denn das dauert einfach eine Weile, bis bei mittlerer Hitze etwas Farbe überall hingekommen ist. Während ich zusah, wie der Dampf aus der Pfanne entwich, dachte ich, dass die Frau aus dem Supermarkt vermutlich längst vor ihrem gefüllten Teller saß.

Etwas Tomatenmark in das angeröstete Gemüse geben und leicht karamelisieren lassen. Es riecht nach Rosmarin, Knoblauch und Zwiebeln. Dann alles aus der Pfanne raus, und dafür Hackfleisch in der selben Pfanne anbraten, ohne Öl. Wenn das Fleisch ganz leicht Farbe angenommen hat, passierte Tomaten hinzufügen und die Sauce abschmecken. Richtig gut wird sie, wenn sie jetzt noch zwei Stunden kochen darf.

Obwohl die Soße auch ohne lange Kochzeit lecker schmeckt, gelingt es mir selbst an dieser Stelle nicht, die Tütenfrau zu überholen. Ich schaufel mir Spaghetti, die ich nebenbei gekocht habe, auf den Teller, schaufel Soße, schaufel Parmesan. Es ist so lecker! Mit riesigem Appetit vernichte ich zwei Portionen. Wenn ich gleich zur Tüte gegriffen hätte, dann hätte ich mir vielleicht die zweite Portion gespart und wäre jetzt nicht so pappsatt. Ach, wer weiß, vielleicht schmeckt das Tütenzeug ja genauso gut?

Zum Glück muss ich anderen Leuten nicht sagen, was sie essen sollen. Schließlich redet mir ja auch keiner rein. Da ich mein Essen fast jeden Tag ungefragt im Internet zeige, bin ich schon froh, wenn es mir keiner um die Ohren haut.

Es riecht nach Knoblauch, Rosmarin und Zwiebeln.


19 Antworten zu “Pasta #21 – Bolognese”

  1. Ich kann diese Paeckchensossenkaeufer auch nicht so ganz verstehen. Habe sogar deutsche Bekannte hier in den U.S.A., die davon Berge in D einkaufen und im Koffer mit hierherbringen. Wird mir wohl immer ein Raetsel bleiben.

  2. Die Tüte käme mir nie ins Haus. Wenn ich wenig Zeit habe zu Kochen, mache ich eben nur Tomatensauce, basta.

  3. Ich vertrag diese Tuetensuppen oder -saucen gar nicht uns somit steht fuer mich aber auch schon allein geschmacklich fest, DEINE Variante waere die Richtige fuer mich!;0) Heute wuerde mein Mann bei Dir am Tisch sitzen, er koennte das wirklich jeden Tag essen…
    Liebe Gruesse Maren

  4. Ich vertrag diese Tuetensuppen oder -saucen gar nicht uns somit steht fuer mich aber auch schon allein geschmacklich fest, DEINE Variante waere die Richtige fuer mich!;0) Heute wuerde mein Mann bei Dir am Tisch sitzen, er koennte das wirklich jeden Tag essen…
    Liebe Gruesse Maren

  5. YESSES! Spaghetti Bolognese at it's best! Selbstgemacht versteht sich! Ich esse seit ich klein bin für mein Leben gerne Spaghetti Bolognese. Erst vor ca. 5 Jahren entdeckte ich im WG-Leben die selbstgemachte Variante und wich vollständig von den Tüten-Wichs… ähm… Fix ab. Aber wie ich immer wieder verstelle, gibt es auch oder gerade beim selbstgemachten abertausende Varianten. Im Original glaub ich mit diesem italienischen Wurstbrät und Milch. Ich bevorzuge Rotwein, Dosentomaten und Hack.

  6. Ich würde Dir die selbstgemachte Soße bestimmt nicht um die Ohren hauen, denn bei uns wird Bolognese-Soße seit Jahr und Tag aus frischen Zutaten gemacht, ohne Tütenhilfe. 🙂

  7. Was der jungen Frau mit Tüte aber entgangen ist, ist das sinnliche Erlebnis des Schnippelns, wie dir so langsam der Duft in die Nase steigt und dabei die Vorfreude auf das köstliche Mahl geweckt wird und du dennoch noch etwas Geduld haben musst, bis es fertig ist. Umso größer die Freude, wenn das ganze dann vor dir auf dem Teller liegt. Überleg doch mal, sie dagegen hat nur das fiese Geräusch des Tüte aufreißens, brrr.

  8. @Frau Kampi: Weißte was? Das isses! Ich meine das wirklich ernst. Was ist schon so schlimm am Tüte aufreißen? Ich finde das wirklich nicht schockierend und es ist mir wirklich peinlich, wenn ich mir für einen kurzen Moment etwas besser vorkomme, nur weil ich mein Zeug selber koche. Aber der Spaß geht eindeutig flöten, da hast Du recht. – Danke!

  9. @My Kitchen in the Rockies: Fertigfutter in die USA bringen? Das ist wie mit den Eulen und Athen, oder?

    @Freundin des guten Geschmacks: Es ist natürlich nicht schwer, auf solche Tüten zu verzichten, da hast Du auch recht.

    @Maren: Wenn man das Pulverzeug nicht verträgt, dann ist die Sache wohl eindeutig. – Wie kommst Du denn mit den Lebensmitteln in den USA klar?

    @thally: Schön, wie sich manche Leute begeistern können :o)) Ich mache die Soße nie genau gleich, aber ich mag sie am liebsten, wenn seeeehr viel Gemüse drin ist.

    @Hesting: Ich habe die Tütenhilfe noch nie gegessen, aber ich habe mir versichern lassen, dass das Zeug ganz toll schmeckt. Vielleicht sollte ich es ja doch mal versuchen…?

  10. Also ich hab die Tütenzeit hinter mir, ehrlich. Ich habe tatsächlich mal die ein oder andere Mischung hergenommen und …ja tatsächlich gegessen.Lang lang ists her.
    Mit der Ausprägung meiner Kochgelüste und meines Geschmackssinn für die Ausgangsprodukte hab ich dann darauf verzichtet und koche schon sehr lange ohne und das mit totaler Überzeugung.
    Wenn mir jemand mit dem Argument kommt, dass das günstiger und schneller sei, stinke ich gegenan. Wenn mir jemand sagt, dass es ihm/ihr super schmecke, besser noch als "selbst" gemacht, dann fehlen mir die Argumente. Auch nicht schlimm.
    Die Frau an der Kasse hätte ich auch nicht versucht zu bekehren, nur in meinem tiefsten Innern bemitleidet ;o)

  11. Seit ich mich mit dem Thema Kochen etc. beschäftige, neige ich auch zum 'missionieren', wenigstens gedanklich. Für viele ist das Essen schlicht Nahrungsaufnahme, und so gestalten sie es auch.
    VG,
    Claudi

  12. Nata,
    ich hab heut gleich ne Bolognese gemacht. Danke für die Idee. Es war gar köstlich. Der Herr Kampi junior hat mich richtig fest gedrückt. Das ist das größte Lob, das er vergeben kann. Juuhuuu!!!

  13. Also, da wäre mir aber das Tütenzeugs lieber als so´ne selbstgemachte Bolognese mit Niveacreme. Oder haste die woanders für gebraucht???

  14. @Suse: Interessant! Ich dachte immer, dass man den Geschmack eher mag, wenn man es früher schon gegessen hat.

    @Claudi: Missionieren möchte ich gerade nicht. Aber zum Beispiel bei Ulike von Küchenlatein kann man schön sehen, wie sinnlos viele dieser Produkte sind. Sie zeigt es immer wieder.

    @Frau Kampi: Für richtige Männer ein richtiges Essen. Freut mich!

    @Claus: Rate mal… ;o)

  15. Nata, Deine Bolognese sieht nicht nur lecker aus, beim Lesen der Zutaten und der Zubereitung weiß ich ganz genau, daß sie auch genial lecker schmeckt !
    Ich mag auch nichts aus der Tüte und ich kann es auch wegen der enthaltenen Konservierungsstoffe nicht vertragen.
    Ich finde, beim Schnippeln und selber kochen kann man so wunderschön nachdenken und entspannen… also ohne Tüte ist auf alle Fälle gesünder..in jeder Beziehung !

  16. Es gibt Rätsel, für deren Lösung wir nicht zuständig sind. Jeder soll nach seiner Fasson selig werden.

  17. Mich interessiert ja ebenfalls brennend, an welcher Stelle die Nivea ins Spiel kommt. 😉
    Ich habe bei mir mal die Sauce nach den Schwestern Simili gebloggt, für mich ein Highlight.

  18. @nata,
    neee, das geht bei mir gar nicht merh, trotz der dunklen Vergangenheit. MAnch einer würde mich en der Hinsicht bestimmt schon als "militant" bezeichnen.

    @AT,
    das ist doch die Sauce von Alberto ausm CK, nä?
    Die hab ich auch schon ewig aufm Plan, aber wegen der elendig langen Kochzeiten noch nicht gemacht. Wollte die eigentlich mal in größerer Menge herstellen und dann einkochen…

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