Auf dem Wochenmarkt hat alles seine Ordnung. Vor allem beim holländischen Fischmann folgt das Anstehen einer gewissen Choreographie.
Der Wagen ist irrsinnig groß. Man muss sich einen dieser riesigen LKW mit gelbem Nummernschild vorstellen, wie man sie von der Autobahn kennt. So ein Truckmonster stellen die Holländer bei uns hinterm Rathaus ab. Dann klappen sie die Seite runter, und das ganze Vehikel verwandelt sich in eine riesige Fischtheke.
Wenn man unvorbereitet an den Verkaufsstand tritt, dann könnte man meinen, es herrsche das reine Chaos. Nur schwer lässt sich erkennen, wie das enden soll. Steht man vielleicht in einer Stunde noch dort? Werden die Holländer mich übersehen? Ist der Fisch schon ausverkauft, wenn ich dran komme?
In Wirklichkeit geht alles ruckzuck, denn die Menschenmasse vor dem Wagen besteht in Wirklichkeit nur aus drei kleinen Grüppchen. Links in der Theke türmen sich ganze Fische, unverschämterweise noch mit Köpfen, Augen und Schwanzflossen dran. Hier stehen italienische Wirte, asiatische und türkische Familien sowie afrikanische Frauen.
Auf der rechten Seite liegen sagenhafte Matjes neben Krabben und geräucherten Makrelen. Dahinter steht die Fritteuse. In diesem Bereich stehen die Rentner an. Manche von ihnen verzehren den Fisch gleich an den Stehtischen neben dem Wagen.
Den meisten Platz in der Theke nehmen die Fischfilets ein: Tilapia, Pangasius, Lachs, Rotbarsch, Kabeljau, Seelachs. Am frühen Freitagmorgen türmen sich unglaubliche Berge davon auf dem Eis. Dieser mittlere Bereich wird gerne vom mittelalten Durchschnittskunden aufgesucht. Wem Köpfe und Flossen irgendwie unheimlich sind, der ist hier richtig. Gegen Mittag liegen nur noch ein paar armselige Fetzen hinterm Glas.
Unnötig zu sagen, dass die Abteilung links, also mit den kompletten Fischen, die interessanteste ist. Neuerdings entdecke ich dort auch schonmal Besonderheiten, die es hier sonst nicht zu kaufen gibt, Jakobsmuscheln zum Beispiel. Oder Vongole, so wie heute.
Spaghetti mit Venusmuscheln
Spaghetti wie gewohnt kochen.
Vongole abspülen und durchsehen. Zerbrochene oder geöffnete Muscheln aussortieren.
Olivenöl erhitzen, Sardellenfilets (besser in Öl eingelegt, nicht in Lake) darin schmelzen. Reichlich Knoblauch und etwas Chili hinzufügen. Klein geschnittene Tomaten in den Topf werfen und die Hitze auf höchste Stufe schalten. Muscheln in den Topf geben und den Deckel auflegen. Nach wenigen Augenblicken, haben sich alle Muscheln geöffnet. Dann sind sie gar. Wenn sie jetzt noch länger gekocht werden, dann werden sie zäh.
Die abgeschütteten Spaghetti mit Muscheln, Tomaten und Sud mischen. Etwas glatte Petersilie darüber geben.
EDIT: Nicht gerade revolutionär, aber dennoch eine Verbesserung: Bevor die Muscheln in den Topf kommen, etwas Weißwein auf die Tomaten gießen, nur ein Schlückchen. Wenn das Gericht fertig ist, ein paar kleine Stückchen Butter in den Sud rühren.
11 Antworten zu “Pasta #33 Spaghetti mit Venusmuscheln”
das sieht ja köstlich aus!!
und so einen Fischwagen hätte ich auch gerne in meiner Nähe! 🙂
Es ist schon wieder soweit. Grad war noch Sommer und nun ist schon Muschelzeit. Ich werde das Leben geniessen wie es kommt, z.B. mit Vongole.
das sieht klasse aus, ich glaub ich muss auch noch mal Freitags zum Markt 😉 den Fischwagen hab ich wohl beim letzten mal übersehen
lg
conny
@Earny: Danke! Ich bin auch heilfroh, dass der Wagen 1x/Woche herkommt.
@Freundin: Dass es für alles eine Saison gibt, gefällt mir sehr gut. Ich genieße das so gut ich kann.
@Conny: Danke! Wenn Du den Fischwagen nicht gesehen hast, dann liegt es vielleicht daran, dass die Holländer gerade Urlaub hatten. Dann kommen sie nämlich nicht. Normalerweise steht er hinterm Rathaus, also nicht auf dem eigentlichen Marktplatz.
Ach nee, irgendwie kriege ich keine Muscheln runter, komisches Mundgefühl aufgrund der Konsistenz und der Form. Aber gut aussehen, tut es trotzdem 🙂
Sardellen hab ich noch nie an die Muscheln getan, muss ich mal ausprobieren. Leider gibt es bei uns nicht so einen tollen Fischwagen, wir müssen immer bis in die Metro fahren. Aber dafür stehen einem dort keine Räucherfisch-mümmelnden Rentner im Weg!
Liebe Grüße, Sandra
@Anikó: Hier sind Muscheln, also eigentlich Miesmuscheln, ein ganz schöner Kult im Winter. Ich bin also schon früh daran gewöhnt worden. Allerdings mag ich Muscheln heute lieber als früher. Und diese zarten kleinen Venusmuscheln sind sowieso noch viel appetitlicher.
@Sandra: Mit den Rentnern werde ich schon fertig. Die ringe ich einfach zu Boden ;o)
Assolutamente d'accordo con lei. Penso che questo sia una buona idea.
E 'vero! Ottima idea, sono d'accordo con lei.
Dein Rezept gefällt mir ausgesprochen gut, ich hab direkt den Geschmack auf der Zunge!
Um Deinen Fischwagen beneide ich Dich, ich bekomme hier Fisch nur im Edekamarkt. Für eine größere Auswahl müsste ich 40 km fahren und das ist mir dann doch zuviel. Sollte ich mal das Glück haben an Vongole heranzukommen, werde ich Deine Spaghetti nachkochen.
Ich liebe Nudeln mit Muscheln in jedlicher Art. Hier ist Fisch an einem solchen Stand immer Samstags zu haben. DAs lasse ich mir selten entgehen.
@Anonym: Mille grazie! È molto gentile.
@linda: Danke, wahrscheinlich geht es aber genausogut mit Miesmuscheln. Die schmecken zwar nicht ganz so fein, aber sie sind leichter erhältlich.
@Anie: Dann ist es bei Dir ja so ähnlich wie hier, nur einen Tag später. Ich lasse mir das auch selten entgehen.