Ich erzähl dir mein Essen…


Rheinisch-westfälischer Frühlingsbote


Das erste frische Grün im Jahr eint Rheinländer und Westfalen. Die zarten Stiele und Blätter der jungen Mairübe werden fast ausschließlich in NRW verzehrt. 

Von Zuhause kenne ich den Ausdruck Rübstiel oder Rübenstielchen. Woanders bezeichnet man das Gemüse als Stielmus. In den letzten Jahren präsentierten Köche aus dem Ruhrgebiet Stielmus öfter als “vergessenes Gemüse” im Fernsehen. Offenbar erlebt das Grünzeug wieder einen Boom.

Gerade, wenn der Winter übertrieben lange dauert, dann steigt der Appetit auf essbare Frühjarsboten ins Unermessliche. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, weshalb Rhabarber jedes Jahr solche Jubelorgien hervorruft.

Vorläufig kommt Rübstiel nur aus dem Treibhaus. Der Geschmack ist daher noch sehr zurückhaltend. Falls der Frühling tatsächlich irgendwann anbrechen sollte, kommen wir hoffentlich in den Genuss von Freilandware, die etwas kräftiger im Geschmack ist.

Die Zubereitung ist ganz einfach. Man schneidet die unteren Enden der Stiele ab und verliest das Gemüse. Freilandware sollte gründlich abgespült werden. Das Gemüse in 2 cm breite Streifen schneiden, einige Minuten in kochendes Salzwasser geben und in Eiswasser abschrecken. Eine Mehlschwitze mit ausgelassenem Speck und Butter bereiten, mit Milch aufgießen und eventuell mit Sahne verfeinern. Mit Salz, Pfeffer und Muskat kräftig würzen. Das Gemüse in der Sauce erhitzen. Falls man es gerne etwas weicher mag, kann man es auch ein paar Minuten in der Sauce kochen lassen. Dazu sollten unbedingt Kartoffeln gegessen werden. Sehr beliebt ist es auch, die Kartoffeln zu stampfen und gleich mit dem Gemüse zu vermengen.


16 Antworten zu “Rheinisch-westfälischer Frühlingsbote”

  1. Rübstiel oder Stielmus gibt es auch in der Toskana, Heißt dort Cima di Rapa: Stängelkohl.

  2. @Genießer: Cima de Rapa kannst Du auch in Deutschland kaufen. Ist in den letzten Jahren auch so'n bisschen in Mode. Ich habe zwar keine Ahnung von Botanik, aber den Geschmack kann ich deutlich unterscheiden. Cima des Rapa schmeckt ganz anders, sehr kräftig.

  3. Beides sind Kreuzblütler, bot. Cruciferae, und eng miteinander verwandt. Stielmus heißt bot. Brassica rapa ver. rapa, Cima di Rapa Brassica rapa ver. cymosa. Dass sie unetrschiedlich schmecken ist nur gut. Spätburgunder und Cabernet Sauvignon schmecken auch anders.

  4. Ich hatte letzte Woche den ersten Stielmus. Ich finde der ist viel feiner im Geschmack als Cima di Rapa.
    Warscheinlich weil die Stiele wesentlich kürzer sind.

  5. Mein Mann (kommt aus Lüdenscheid) hat mir immer von Stielmus erzählt. Nun seh ich das Grünzeug auch mal, danke!

  6. @Geniesser: Danke für die Info!

    @Freundin des guten Geschmacks: Das Gemüse aus dem Gewächshaus ist halt auch nicht so kräftig im Geschmack.

    @Petra: Dann kannst Du ja jetzt mal die Gärten der Nachbarn filzen gehen ;o)

    @Fressack: Besser könnt' ich's auch nicht sagen.

    @Claus: Na ja, ich sagte ja auch "fast ausschließlich". Außerdem bist Du ja auch nur einen Steinwurf von der Landesgrenze entfernt.

    Im Teubner "Deutsche Küche" steht übrigens, dass Steilmus auch in Hessen gegessen wird.

  7. nata, dieses Frühlingsgrün ist hier im Südosten leider gänzlich unbekannt, da kann ich die Nachbargärten noch so eifrig durchforsten…

  8. bei uns in Niedersachsen gibt es das gar nicht, leider.
    Aber bei der tollen grünen Frabe kann ich verstehen, dass man bei dem lange auf sich wartenden Frühling ganz wild darauf ist.
    Schmeckt das denn bitter oder wie muss ich mir den Gweschmack vorstellen?

  9. @Petra: Dann müsst Ihr wohl nach NRW umziehen. Das geht bestimmt ;o)

    @Arthurs Tochter: Auf Freilandware warten lohnt sich ganz sicher!

    @ Suse: So richtig beschreiebn kann ich das gar nicht. Schmeckt irgendwie grün und gemüsig, aber sehr zart. Selbst die Freilandware hat keinen wirklich kräftigen Geschmack.

  10. Ich kenne Steilmus bisher auch nur vom Hörensagen. Sollte ich ihn mal leibhaftig entdecken, wird er gekauft, gehackt und gegessen. Versprochen!

  11. @Peggy: Die vielen Rheinländer, die in Berlin leben, sind wahrscheinlich davor geflüchtet. ;o)

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