Ich erzähl dir mein Essen…


Wir können alles. Außer Schwäbisch.




Pssst! Lesen hier Schwaben mit? Linsen mit Spätzle ist so ‘ne Sache, die ich nur aus  Erzählungen von Exilschwaben kannte. Die wenigen, die mir bisher begegnet sind, kochten mit diesem Essen gegen aufkeimendes Heimweh an. Irgendwann einmal habe ich mir genau beschreiben lassen, worum es sich dabei handelt. Schon allein die Art, wie es erzählt wurde, hörte sich verlockend an. Auf diese Weise wurde das Gericht in mein Standardrepertoire aufgenommen. Ich koche es seit mindestens 15 Jahren. – Allerdings auf meine Weise.

Weil ich ungern an fremden Heiligtümern kratze, würde ich das Gericht gerne anders nennen. Doch Linsen und Spätzle sind einfach Linsen und Spätzle, da kann man nichts machen. Die Schwaben können zwar lecker kochen, aber an schönfärbenden Namen für ihre Gerichte müssen sie noch arbeiten. Höchstens bei den Saitenwürstle, die unbedingt dazugehören, ist es wohl mit ihnen durchgegangen. Es handelt sich um stinknormale Wiener Würstchen.

Originalrezepte aus dem Schwabenland findet man leicht, zum Beispiel bei Wikipedia. Eine amerikanische Interpretation gibt es bei La Fuji Mama. Das mit dem Schwäbisch und dem Hochdeutsch soll die Sympathiekampagne erklären.

Hier nun meine Version. Hoffentlich werde ich dafür nicht ans Spätzlebrett genagelt.

Spätzle vorbereiten:

Pro Person

150 g Instantmehl (doppelgriffiges oder Spätzlemehl)

1 Ei

1 Prise Salz

ca. ½ Tasse Wasser miteinander verrühren. Dabei ist es wichtig, das Wasser nur nach und nach zuzugeben, bis ein dickflüssiger Teig entstanden ist.

Dem Teig bekommt es ganz gut, wenn er ein paar Minuten quellen kann.

Richtige Schwaben oder Leute, die etwas geschickter sind als ich, schaben den Teig natürlich vom Brett. Ich habe es etwa 1.000 x versucht und danach aufgegeben. Ich kann es einfach nicht. Bei mit gibt es dicke Geschwister der Spätzle, die meinetwegen Knöpfle, Knöpfchen oder so heißen sollen. Den Teig streiche ich mit einer Teigkarte durch ein Instrument aus Edelstahl, das wie ein sehr großer Teller mit Löchern aussieht. Der Edelstahlteller liegt dabei auf einem Topf mit siedendem Salzwasser, damit der Teig in das Wasser tropfen kann. Mit dem Durchstreichen muss man sich ein bisschen beeilen, weil der Teig sonst die Löcher verklebt. Es geht einfacher, wenn das Wasser nicht sprudelnd kocht.

Die Knöpfle werden in dem siedenden Wasser gleich fest, schwimmen nach oben und können mit einem Schaumlöffel rausgeschöpft werden. Danach lässt man sie kurz in kaltes Wasser gleiten und abtropfen.

Linsen kochen:

1 Portion Linsen (nicht eingeweicht) abspülen und in kochendes Wasser schütten. Das Wasser sollte so bemessen sein, dass die Linsen knapp bedeckt sind. Ein Lorbeerblatt hinzufügen und die Linsen sanft köcheln lassen.

Gemüse sehr fein würfeln:

1 kl. Kartoffel

1 kl. Möhre

1 kl. Zwiebel

1 Knoblauchzehe

1 kl. Stück Sellerie

ca. 10 cm Lauch in sehr kleine Würfel schneiden, etwa in Größe der Linsen. Nachdem die Linsen 10 Minuten gekocht haben, die Gemüsewürfelchen hinzufügen und so lange kochen, bis Linsen und Gemüse weich sind. Zum Schluß mit gekörnter Brühe, Pfeffer und Balsamico abschmecken.

Vor dem Servieren müssen die Spätzle kurz erhitzt werden. Entweder für einige Sekunden in heißes Wasser tauchen oder kurz in zerlassener Butter mit etwas Salz und Muskat schwenken. Mit Saitenwürstle servieren.


7 Antworten zu “Wir können alles. Außer Schwäbisch.”

  1. Ich esse am liebsten Mama's Linsezupp.
    Ich habe im September ganz wunderbares Fleisch bei Dir entdeckt und habe das so verstanden, das Du es fast direkt vom Bauern hast oder so ähnlich.
    Bekommst Du das in Frechen oder Umgebung?
    Das war ja wie gemalt……
    VG,
    Claudi

  2. Fleisch im September? Die Rumpsteaks? – Die waren vom Marktkauf, Marke Block House. Das ist wirklich klasse.

  3. Nata, und wie lange brauchen die uneingeweichten Linsen so ungefähr? Wir mögen eigentlich gerne Hülsenfrüchte, aber ich habe immer das Problem, dass die Schalen sich vom Kern lösen, wenn sie weich genug sind, dass ich sie mag. Aber diese gelösten Schalen, die mir immer noch zu fest sind, finde ich total schrecklich. Deshalb bereite ich so etwas viel zu selten zu und kann vor allem eines meiner zwei Lieblings-Oma-Rezepte nicht kochen, die Suppe mit den ganz dicken bunten Bohnen. Hast Du einen Trick für mich?

    Übrigens: Mehlschwitze mach ich auch nicht ;-)))

    LG,
    Ulrike

  4. @Ulrike: Guter Tipp von Vincent Klink: Linsen einfach mal über Nacht einweichen. Dann sind sie nicht nur schneller gar, sonder schmecken auch viel frischer. Über die Kochzeit kann man wenig sagen, weil das sehr unterschiedlich ist. Heute Mittag hatte ich Pardenia Linsen, nicht eingeweicht, fertig in 25 Minuten.

  5. Oh, die beiden Entrecotes… Ja, die waren noch um einige Klassen besser. Das war spitzenmäßiges Fleisch aus Schleswig-Holstein. Gekauft bei Metzgerei Radbruch, Diekweg 14, Hamburg Alt-Osdorf

  6. Das Gute liegt also doch oft weiter als man denkt….. oder hofft.
    Damit hat sich die vermeintliche Quelle erledigt.
    Aber trotzdem schönen Dank ;o).

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner